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§ 8. Die Regierung Salomos (um 970—9J0)
nehmers hinzu. Mit dem verbannten Ebjatar erlosch das alte Priester
geschlecht Elis, und der glücklichere Rivale Ebjatars, Zadok, ward
zum Begründer einer neuen Dynastie von Hohenpriestern, die bis in
die Zeit der Hasmonäer fortbestehen sollte (unten, § 29 ff.).
Neben dem Ackerbau, der die Grundlage der israelitischen Volks
wirtschaft bildete, erblühte unter Salomo Handel und Gewerbe. Um
diese Zeit traten die Israeliten in besonders regen Verkehr mit den
auf höchster Kulturstufe stehenden Reichen des Orients, mit Ägypten
und Phönizien. Salomo ging ein Bündnis mit dem Pharao ein und
nahm sogar dessen Tochter zum Weibe, wobei ihm die philistäische
Stadt Gezer als Mitgift zufiel. Diese persönlichen Beziehungen des
Königs von Israel zu dem Herrscher Ägyptens förderten noch mehr
den Handelsverkehr zwischen den beiden Ländern. Die internatio
nale wirtschaftliche Bedeutung Palästinas als eines Durchfuhrlandes
zwischen Mesopotamien und Ägypten, zwischen Asien und Afrika
kam immer mehr zur Geltung. Auf Salomos Befehl wurden an den
durch das Land führenden Karawanenstraßen Herbergen und Wa
renlager erbaut. Die eingehobenen Durchfuhrzölle bildeten für den
israelitischen Staat eine neue Einnahmequelle. Die Beziehungen zu
Phönizien wiederum gaben den Israeliten den ersten Anstoß zur
Entwicklung des Seehandels. Auch mit dem König der phönizischen
Handelsstadt Tyrus schloß nämlich Salomo ein für beide Teile
gleich vorteilhaftes Bündnis. Die Tyrer brachten Zedernbauholz vom
Libanongebirge in das israelitische Land, sandten dorthin ihre Zim
merleute und Maurer und halfen zugleich den Israeliten, ihren
Seehandel zu entwickeln. In gemeinsam ausgerüsteten Schiffen
durchquerten tyrische und israelitische Kaufleute das ganze Mittel
meer und unternahmen Fahrten nach dem »Goldland Ophir« (Süd
arabien oder Äthiopien). Den Ausgangspunkt dieser Fahrten nach
dem Südosten bildeten die Häfen Ezion-Geber und Elath am Roten
Meere, in deren Besitz die Israeliten schon unter David durch die
Unterwerfung der Edomiter gelangt waren (oben, § 7). Von ihren
sich manchmal über mehrere Jahre hinziehenden Seereisen in die
fernen Länder brachte die israelitisch-tyrische Flotte Edelmetalle,
Elfenbein, Gewürze, aromatische Stoffe und andere Luxuswaren zu
rück. Die wohlhabenderen Schichten der israelitischen Bevölkerung
gewöhnten sich allmählich an ein luxuriöses Leben, und in dem pa
triarchalischen Bauernlande begann die komplizierte städtische Kultur
sich zu verbreiten.
Schon in den ersten Jahren seiner Regierung war Salomo bemüht,