Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

$ 7* Das Großkönigtum Davids (um 1010—970) 
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ältesten Königssohnes Adonia und die seines jüngeren Halbbruders 
Salomo. Während Joab und der Priester Ebjatar zu Adonia hielten, 
ergriffen der Führer der königlichen Leibwache Benaja, der Priester 
Zadok und der Prophet Nathan für den Sohn der einflußreichen 
Bathseba Partei. Als die Anhänger Adonias diesen während eines 
feierlichen Opfermahles voreilig zum König ausriefen, eilten Bath 
seba und Nathan zu dem hochbetagten David und bewogen ihn, 
Salomo unverzüglich zum Herrscher salben zu lassen. In einem fest 
lichen Zuge, unter Freudenrufen des Volkes, kehrte Salomo nach der 
Salbungszeremonie in den Palast zurück und bestieg feierlich den 
Thron. Bald darauf starb David, nachdem er vierzig Jahre lang über 
Israel geherrscht hatte (um 970). 
Der geschichtlichen Erinnerung Israels hat sich David als Symbol 
der nationalen Macht eingeprägt. Nach den schwachen Ansätzen zu 
einem schöpferischen politischen Aufbauwerk unter Saul hat David 
als erster alle israelitischen Stämme zu einer Einheit verschmolzen. 
Er war es, der in dem durch das Erbanteilsystem zerstückelten Lande 
zuerst in Jerusalem einen politischen und religiösen Mittelpunkt 
schuf. In der Sage erscheint David zugleich als ein Held des Schwer 
tes und des Geistes, als ein Mann, der die Härte eines Kriegers mit 
der Weichherzigkeit eines Dieners Gottes verband. Im Laufe der 
Zeit wandelte sich der Feldherr und Staatsmann in der Phantasie 
des Volkes immer mehr zu einem Gerechten, zu einem von glühender 
Frömmigkeit erfüllten Psalmensänger. Wollten die biblischen Chro 
nisten ein günstiges Urteil über einen König fällen, so sagten sie: »Er 
tat, was Jahve wohlgefiel, ganz wie sein Ahnherr David getan hatte.« 
So wurde David für die Nachwelt zum Vorbild des ersehnten na 
tionalen Königs, und noch lange Zeit nach dem Erlöschen seiner 
Dynastie träumte das Volk von einem Erlöser, einem »Messias« aus 
dem Hause Davids... Aber auch die geschichtliche Kritik kann 
nicht umhin, schon in der Entstehung der David-Legende einen Be 
weis dafür zu erblicken, daß der erste König aus dem Stamme Juda 
ein Herrscher von ganz außergewöhnlichen Gaben gewesen sein 
muß, ein Mann, dem die geeinte Nation ihr Dasein verdankt.
	        
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