Das geeinte Israel unter den ersten Königen
werfung des Aufstandes. Als Ahitofel sah, daß Absalom den Weg
des Verderbens gewählt hatte, ging er in sein Haus und erhängte
sich. Die Entscheidungsschlacht im Walde Ephraim, in der das von
Joab umsichtig geführte Heer Davids dem zwar zahlreicheren, je
doch einer sachkundigen Führung entbehrenden Heerbann der Auf
rührer gegenüberstand, endete in der Tat mit der vollständigen Nie
derlage Absaloms. Der Königssohn selbst, der auf einem Maultier
durch das Walddickicht flüchtete, verfing sich mit seinem langen
Lockenhaar in den Zweigen einer Eiche und blieb am Baume hän
gen. So geriet er in die Hand des ihn verfolgenden Joab und wurde
von diesem mit drei Wurfspießen durchbohrt. Der gräßliche Tod
seines aufrührerischen Sohnes vergällte David die Freude über den
errungenen Sieg. Voll Trauer und tränenden Auges flüsterte er vor
sich hin: »O wäre ich doch statt deiner gestorben, Absalom, mein
Sohn, mein Sohn!«
Das eben noch rebellisch gesinnte Volk bereute nunmehr seine
Verirrung. Die Volksältesten der nördlichen Stämme, »Israels« im
engeren Sinne, beschlossen aus eigenem Antrieb, ohne sich mit den
Vertretern des Stammes Juda vorher verständigt zu haben, den Kö
nig am Jordan feierlich zu empfangen und ihm ihre Ergebenheit zu
bezeugen. Die Ältesten Judas waren ihnen aber schon zuvorgekom
men und hatten sich ohne Wissen der Mehrheit der Nation mit dem
König ausgesöhnt. Als Stammesgenossen Davids glaubten die Judäer,
den Vorrang für sich beanspruchen zu können. Dieser Hochmut
empörte die übrigen Israeliten. Der Benjaminite Sehet ben Bikri trat
vor das in Gilgal versammelte Volk und rief, in die Posaune sto
ßend, aus: »Wir haben kein Teil an David und kein Erbe am Sohne
Isajs — gehe jeder in seine Heimat, Israel!« Der Aufstand wurde
aufs neue entfesselt. Nach Jerusalem zurückgekehrt, befahl David,
Seba unablässig zu verfolgen. Unter der Führung Joabs jagten die
Truppen des Königs wie ein Sturm durchs Land. Bei ihrem Heran
nahen sagte sich die Bevölkerung von Seba los, um erneut die Herr
schaft Davids anzuerkennen. So wurde die antidynastische Bewegung
bald unterdrückt. Tief unter der Asche glommen allerdings die Fun
ken der Feindseligkeit zwischen Nord und Süd weiter fort, jener
Feindseligkeit, die dereinst den unabwendbaren Zwiespalt zwischen
»Israel« und »Juda« herbeiführen sollte (unten, § 9). Vorerst fand
indessen das Land für eine Zeitlang Ruhe, nicht aber sein König.
Schon zu Lebzeiten Davids entbrannte der Streit um die Thron
folge. Am Hofe hatten sich zwei Parteien gebildet, die des nunmehr