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§ 64. Nachfolger Mohammeds und Kalifat der Omajjaden (632—j$o)
dereinst eine neue friedliche Kultur Juden und Muselmanen zu
edlem Wettbewerb vereinigen würde.
§ 64. Die Nachfolger Mohammeds und das Kalifat der Omajjaden
(632—750)
Der Islam rief bei den Arabern einen ungeheuren Expansions
drang hervor und verwandelte die umherstreifenden Beduinen in
tollkühne Eroberer. In ganz Vorderasien und Nordafrika ertönte
der donnernde Schlachtruf: »Es gibt keinen Gott außer Allah und
Mohammed ist der Gesandte Allahs!« War doch der »heilige Krieg«
ein Grundgebot der muselmanischen Religion und seine Erfüllung
verhieß den Gläubigen nicht nur hienieden reiche Beute, sondern
auch himmlischen Lohn. So vermochten die Nachfolger Moham
meds, Abu-Bekr, Omar und Othman, in kürzester Zeit (632—656)
ganz Persien zu erorbern und zugleich dem Byzantinischen Reiche
Syrien, Palästina, Ägypten sowie andere nordafrikanische Gebiete
zu entreißen. Hatten die Griechen einst die Kultur des Okzidents
nach dem Orient getragen, so leiteten die Araber jetzt den rückläufi
gen Prozeß der Orientalisierung des hellenisierten Morgenlandes ein.
Die Aufgabe der arabischen Feldherren war dadurch wesentlich
erleichtert, daß der erst vor kurzem beendete langwierige Krieg zwi
schen Byzanz und Persien (oben, § 59) diese beiden Reiche erheblich
geschwächt hatte. Als im Jahre 6 34 nach dem Tode des Abu-Bekr,
des ersten Kalifen y d. h. »Statthalters Mohammeds«, auf Befehl seines
Nachfolgers Omar (634—644) die muselmanischen Truppen von
Norden und Süden her in Palästina einbrachen, setzte ihnen die Hee
resmacht des Kaisers Heraklius zwar hartnäckigen Widerstand ent
gegen; doch schon in wenigen Jahren waren sämtliche militärische
Stützpunkte des Christentums im Heiligen Lande in ihrer Gewalt.
Jerusalem fiel im Jahre 638. Nach der Einnahme der Stadt legte Omar
dort den Grundstein zu einer Moschee, die den Triumph des Islam
in der ehemaligen Metropole des Judentums und später des Christen
tums versinnbildlichen sollte. Es wird berichtet, der Kalif habe auf
den Rat des christlichen Patriarchen von Jerusalem für die Errich
tung dieser Moschee (der nachmaligen berühmten Aksa- oder Felsen-
Moschee) den mit Schutt bedeckten alten jüdischen Tempelplatz ge
wählt. Der Patriarch, ein heimtückischer Byzantiner, mochte mit sei
nem Rat zweierlei bezweckt haben: einerseits die Verwischung der