Die babylonische Hegemonie (638—1099)
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Nunmehr kamen die Juden von Chaibar an die Reihe. Zu
nächst wurden angesehene Vertreter der reichen Gemeinde in eine
Falle gelockt und ermordet. Sodann schloß das Heer Mohammeds,
befehligt von ihm selber und seinen kriegserprobten Unterführern
Abu-Bekr, Omar und Ali, den späteren Begründern der muselma
nischen Weltmacht, die stark befestigte Stadt ein. Die jüdischen
Verteidiger leisteten verzweifelten Widerstand, ihren Feinden ge
lang es jedoch, in eines der Festungswerke einzudringen und sich
nach und nach der ganzen Festung zu bemächtigen. Die Sieger
stürzten sich auf die Beute. Der heldenhafte Führer der Nadhiriten
Kainana, aus dem man Näheres über die von den Juden verbor
genen Kostbarkeiten herauspressen wollte, wurde gefoltert und
dann hingerichtet. Der Prophet hatte nämlich auf die schöne Frau
des jüdischen Helden, die junge Safija, sein Auge geworfen, die
denn auch nach der Hinrichung ihres Mannes in den Harem Mo
hammeds kam. Die Juden von Chaibar und ebenso die in dem
weiter östlich gelegenen Taima erhielten zwar die Erlaubnis, in
ihren Wohnorten zu bleiben, doch mußten sie fortan die Hälfte des
Ertrages ihrer Palmenpflanzungen den Muselmanen abliefern (628).
Seine Kriege gegen die Juden suchte Mohammed dadurch zu recht-
fertigen, daß er dem Judentum den Charakter einer rein mono
theistischen Religion absprach und die Behauptung aufstellte, Esra
gelte bei den Juden ganz so wie Jesus bei den Christen als Gottes
sohn. Darum gebot er auch den Rechtgläubigen, sich von Juden
wie von Christen möglichst fern zu halten. Angesichts dieser Ver
folgungen, faßte eine Jüdin den Entschluß, an dem Peiniger ihres
Volkes Rache zu nehmen. Sainab, die Witwe eines der Helden von
Chaibar, setzte Mohammed ein vergiftetes Fleischgericht vor, und
dieser entging nur dadurch dem sicheren Verderben, daß er den
todbringenden Bissen im letzten Augenblick ausspie. Sainab wurde
kurzerhand hingerichtet. Das furchtbare Gift wirkte aber jahrelang
nach, und noch auf dem Sterbelager führte der Verkünder des
Islam seine tödliche Krankheit auf den Anschlag der jüdischen Gift
mischerin zurück. Als Mohammed starb (632), war bereits ganz
Arabien zur Domäne des Islam geworden. Die Rücksichtslosigkeit,
mit der die neue Religion den Andersgläubigen aufgezwungen
wurde, hatte zwischen dem arabischen Glaubensstifter und den
arabisierten Juden eine tiefe Kluft aufgerissen. Die Mohammed be
kämpfenden »Verwahrer der Schrift« konnten nicht ahnen, daß