Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Die babylonische Hegemonie (638—1099) 
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Nunmehr kamen die Juden von Chaibar an die Reihe. Zu 
nächst wurden angesehene Vertreter der reichen Gemeinde in eine 
Falle gelockt und ermordet. Sodann schloß das Heer Mohammeds, 
befehligt von ihm selber und seinen kriegserprobten Unterführern 
Abu-Bekr, Omar und Ali, den späteren Begründern der muselma 
nischen Weltmacht, die stark befestigte Stadt ein. Die jüdischen 
Verteidiger leisteten verzweifelten Widerstand, ihren Feinden ge 
lang es jedoch, in eines der Festungswerke einzudringen und sich 
nach und nach der ganzen Festung zu bemächtigen. Die Sieger 
stürzten sich auf die Beute. Der heldenhafte Führer der Nadhiriten 
Kainana, aus dem man Näheres über die von den Juden verbor 
genen Kostbarkeiten herauspressen wollte, wurde gefoltert und 
dann hingerichtet. Der Prophet hatte nämlich auf die schöne Frau 
des jüdischen Helden, die junge Safija, sein Auge geworfen, die 
denn auch nach der Hinrichung ihres Mannes in den Harem Mo 
hammeds kam. Die Juden von Chaibar und ebenso die in dem 
weiter östlich gelegenen Taima erhielten zwar die Erlaubnis, in 
ihren Wohnorten zu bleiben, doch mußten sie fortan die Hälfte des 
Ertrages ihrer Palmenpflanzungen den Muselmanen abliefern (628). 
Seine Kriege gegen die Juden suchte Mohammed dadurch zu recht- 
fertigen, daß er dem Judentum den Charakter einer rein mono 
theistischen Religion absprach und die Behauptung aufstellte, Esra 
gelte bei den Juden ganz so wie Jesus bei den Christen als Gottes 
sohn. Darum gebot er auch den Rechtgläubigen, sich von Juden 
wie von Christen möglichst fern zu halten. Angesichts dieser Ver 
folgungen, faßte eine Jüdin den Entschluß, an dem Peiniger ihres 
Volkes Rache zu nehmen. Sainab, die Witwe eines der Helden von 
Chaibar, setzte Mohammed ein vergiftetes Fleischgericht vor, und 
dieser entging nur dadurch dem sicheren Verderben, daß er den 
todbringenden Bissen im letzten Augenblick ausspie. Sainab wurde 
kurzerhand hingerichtet. Das furchtbare Gift wirkte aber jahrelang 
nach, und noch auf dem Sterbelager führte der Verkünder des 
Islam seine tödliche Krankheit auf den Anschlag der jüdischen Gift 
mischerin zurück. Als Mohammed starb (632), war bereits ganz 
Arabien zur Domäne des Islam geworden. Die Rücksichtslosigkeit, 
mit der die neue Religion den Andersgläubigen aufgezwungen 
wurde, hatte zwischen dem arabischen Glaubensstifter und den 
arabisierten Juden eine tiefe Kluft aufgerissen. Die Mohammed be 
kämpfenden »Verwahrer der Schrift« konnten nicht ahnen, daß
	        
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