Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

§ 4• Die Richterzeit und die EinheitsheStrebungen 
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3 Dubnow I. 
von frommer patriotischer Begeisterung erfüllte Debora das Volk, 
die bedrängten Brüder nicht im Stiche zu lassen, entfachte so seinen 
alten Kriegsgeist und trug dazu bei, daß die verbündeten kanaaniti- 
schen Fürsten trotz ihrer »eisernen Streitwagen« von den vereinigten 
Wehren mehrerer israelitischer Stämme in der Ebene Jesreel ver 
nichtend geschlagen wurden. Der Ruhm des Tages gebührte nicht 
zuletzt dem tapferen Oberbefehlshaber der Israeliten, dem Issacha- 
riten Barak (auf hebräisch soviel wie »Blitz«) sowie der Keniterin 
Jael, die den kanaanitischen Heerführer Sisera in eine Falle lockte 
und mit eigener Hand erschlug. Aus dem »Deboralied« ist freilich zu 
ersehen, daß eine ganze Reihe von Stämmen bei diesen schicksals 
schweren Kämpfen abseits stand: 
»In Rubens Sippen gab es schwere Erwägungen. 
Gilead blieb ruhig jenseits des Jordans 
und Dan geht in die Fremde auf Schiffen. 
Ascher saß stille am Meeresstrand, 
blieb ruhig bei seinen Buchten.« 
So dünn waren zunächst die Fäden, die die einzelnen Teile des 
Volkes miteinander verknüpften. Sobald das Ziel des Abwehrbundes 
erreicht war, löste sich die Gemeinschaft der Stämme wieder auf. 
Bei alledem nahm auch schon zu dieser Zeit der Stamm Ephraim 
eine gewisse Vorrangstellung ein. Diese Hegemonie beruhte zum Teil 
darauf, daß die Ephraimiten-Stadt Silo das älteste Heiligtum der 
Israeliten, die »Lade Jahves«, beherbergte, die nach der Überliefe 
rung das Volk auf seinem siegreichen Eroberungszuge begleitet hatte. 
Dadurch erhielt der Hegemonieanspruch Ephraims eine gewisse 
religiöse Sanktion. Am meisten begünstigte jedoch den engeren Zu 
sammenschluß der ihre eigenen Wege gehenden Stämme Israels nach 
wie vor die Gefahr von außen. 
Nicht genug damit, daß die Israeliten an ihren neuen Wohn 
stätten stets Erhebungen ihrer nur halb befriedeten Beisassen zu ge 
wärtigen hatten, waren sie auch fortwährend Angriffen seitens der 
unabhängigen, an den Landesgrenzen siedelnden Völker ausgesetzt. 
So brachen die Edomiter wiederholt in den Herrschaftsbereich Judas 
ein, die Moabiter in das Gebiet von Jericho, wo sie die dort ansässi 
gen Benjaminiten tributpflichtig machten, und die Bewohner des 
transjordanischen Gilead hatten einen schweren Stand insbesondere 
gegen ihre nächsten Nachbarn, die »Kinder Ammon«. Nur der 
Heldenmut solch verwegener Krieger wie des Benjaminiten Ehud
	        
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