Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Die Entstehung des Volkes Israel 
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noch lange trotzte. Nach der Besetzung Südkanaans versagte der 
erfolgreichste Stamm dem Verband der übrigen, unter der Führung 
Ephraims stehenden Stämme die Heeresfolge, so daß der Rest des 
Volkes fortan die Kämpfe in Mittel- und Nordkanaan aus eigener 
Kraft ausfechten mußte. Gleichwohl fiel das mittelkanaanäische 
Hochland mitsamt dem Jesreeltal den Israeliten rasch zu, da ihr 
immer mehr wachsender Siegesruhm ihre Gegner, die einheimischen 
Kleinfürsten, völlig zermürbt und einen Teil der Landesbevölkerung, 
wie z. B. die Gibeoniten, sogar dazu bewogen hatte, sich den mächti 
gen Eroberern kampflos zu ergeben. Die Strafexpedition, die darauf 
hin von fünf Landesfürsten (den »Königen« von Jerusalem, Hebron 
und anderen Stadtstaaten) gemeinsam gegen die treulosen Gibeoniten 
unternommen wurde, endete für die Verbündeten infolge eines über 
raschenden Gegenangriffs Josuas mit einer Katastrophe. Dieser Sieg 
wird in einem uralten Volklied mit den folgenden Worten verherr 
licht: 
»Sonne zu Gibeon, halt an. 
Und Mond im Tale Ajalon! 
Und die Sonne hielt an, und der Mond blieb stehen, 
Bis das Volk sich gerächt an seinen Feinden.« (Josua io, 12—13). 
Nach einem ebenso glänzenden Sieg am Meromsee (Im späteren 
Obergaliläa) über die verbündeten Fürsten des Nordens fand der 
von dem Ephraimiten Josua geleitete Feldzug vorläufig ein Ende. 
Doch war die Eroberung Palästinas damit keineswegs abgeschlossen; 
viele feste Plätze im Innern des Landes und namentlich die Küsten 
städte hielten noch immer stand, und die Bekämpfung dieser feind 
lichen Enklaven sollte die ganze sogenannte »Richterzeit« ausfüllen 
(unten, § 4). 
Das eroberte Land wurde in der Weise verteilt, daß jeder Stamm 
(»Schebet«) ein bestimmtes Gebiet zugewiesen bekam, in der Regel 
dasjenige, bei dessen Besitznahme er sich besonders hervorgetan 
hatte. So ließen sich in den Steppen Transjordaniens die Hirten 
stämme Ruhen und Gad nieder. Der Stamm Juda setzte sich im 
Süden, westlich vom Toten Meere fest, von seinen Bruderstämmen 
durch die Jebusiter-Enklave mit ihrem Mittelpunkt Jerusalem ge 
trennt. Im benachbarten Negeb nomadisierte der kleine Stamm 
Simeon, der in der Folgezeit unter den ihm blutsverwandten »Kin 
dern der Wüste« spurlos verschwunden ist. In Mittelkanaan faßten 
die »Josephiten«, die Stämme Ephraim und Manasse, sowie die Ben-
	        
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