Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Die Entstehung des Volkes Israel 
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Eine Verbindungsbrücke zwischen Babylonien und Ägypten, bil 
dete Kanaan, wie bereits betont, von jeher ein Angriffsziel für diese 
beiden Weltmächte, die denn auch den heiß umstrittenen Landstrich 
nie zu politischer Selbständigkeit kommen ließen. Obendrein war 
Kanaan fortwährend von den Nomaden der angrenzenden syrisch 
arabischen Wüste bedroht, die ihre Blicke von dem »Land mit 
Bächen, Quellen und Seen, mit Weizen und Gerste, mit Weinstöcken, 
Feigen- und Olivenbäumen« (Deuteronomium 8, 7—9) kaum abzu 
wenden vermochten. Daher wurde auch Palästina jedesmal, wenn 
die großen Nachbarreiche nicht mehr imstande waren, den Landes 
fürsten Hilfe zu leisten, von den Nomadenstämmen überflutet, und 
bei einer dieser periodisch wiederkehrenden Invasionen tauchte nun 
am Horizont das Volk Israel auf. 
Die Bevölkerung Palästinas und seiner Randgebiete setzte sich 
um diese Zeit aus einer Menge kleiner, vorwiegend semitischer 
Völkerschaften zusammen. Im Innern des Landes lebten verschie 
dene Kanaaniter-Stämme (Jebusiter, Hiwwiter u. a.), deren Na 
men uns nur von der Bibel überliefert sind, unter Fürsten, die 
noch immer in einem lockeren Vasallen Verhältnis zu Ägypten stan 
den. Den nördlichen Küstenstrich mit den beiden festen Städten 
Sidon und Tyrus bewohnte die Völkerschaft der Phönizier, die, 
kulturell verhältnismäßig weit fortgeschritten, für die Entwicklung 
des Seehandels im Altertum von größter Bedeutung war. Die Phö 
nizier, wie die Griechen sie in späterer Zeit nannten, scheinen es 
gewesen zu sein, die die früheren Bewohner der nördlichen Küste, 
die Hetiter, verdrängt hatten, ganz so, wie diese ehedem die Amo- 
riter über den Jordan hatten zurückfluten lassen (oben, §1). Das 
Gebiet des von den Amoritern in Transjordanien kurz vor dem 
Einzug der Israeliten gegründeten Staates sollte jedoch bald teils den 
neuen Eroberern, teils den Aramäern zufallen. Weiter nach Süden 
zu, südöstlich vom Toten Meer, waren die der »Ibrim«-Gruppe 
angehörenden Ammoniter und Moabiter ansässig, wobei jene ihre 
Hauptstützpunkte am Oberlauf des Jabbok, diese am Arnon hatten. 
Ganz am Südende Palästinas lag das Land der gleichfalls »hebräi 
schen« Edomiter, die das sich in der arabischen Wüste verlierende 
Steppengebiet Araba bewohnten und sich im Laufe der Zeit mit 
den dort nomadisierenden Beduinen vermischten. Der südwestliche 
Küstenzipfel Kanaans stand aber gerade zur Zeit des Eindringens 
der Israeliten, im XII. Jahrhundert, unmittelbar vor der Eroberung 
durch die schon erwähnten Philister, eine nichtsemitische Völker-
	        
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