Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Das römische Protektorat (63 vor der christl. bis 6 der christl. Ära) 
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Vaters geerbt, nicht aber dessen staatsmännische Begabung. Seine 
erste Tat nach der formellen Regierungsübernahme war die end 
gültige Vernichtung der schon von Varus dezimierten Revolutions- 
partei. Gleich Herodes völlig gleichgültig den für das Volk heiligen 
Gesetzen und Gebräuchen gegenüber, behandelte er die Hohenpriester 
wie subalterne Beamte, indem er sie willkürlich ein- und absetzte. 
Von seinem Vater hatte er auch seine Vorliebe für kostspielige Neu 
bauten geerbt. So ließ er den Königspalast zu Jericho umbauen und 
aufs prachtvollste ausschmücken; überdies legte er in der Nähe der 
Stadt die neue Siedlung Archelais an. Es vergingen neun Jahre. Das 
Volk murrte. Doch Archelaus kümmerte die Unzufriedenheit seiner 
Untertanen ebenso wenig wie die Erfüllung des seinerzeit Augustus 
gegebenen Versprechens, mit Milde zu regieren. Als daher der Kaiser 
durch eine jüdische Abordnung von der wahren Lage der Dinge in 
Judäa Kenntnis erhielt, geriet er in heftigen Zorn und berief 
Archelaus unverzüglich nach Rom. Da nun der Ethnarch die ihm 
zur Last gelegten Übergriffe nicht in Abrede stellen konnte, wurde 
er vom Kaiser seines Amtes enthoben und zur Verbannung nach 
Gallien verurteilt (6 d. christl. Ära). Im gleichen Jahre wurde der 
Beschützer des Archelaus, der Statthalter von Syrien, Varus, nach 
Germanien versetzt, wo er drei Jahre später in der Schlacht im 
Teutoburger Wald, in der die besten der römischen Legionen von 
Hermann dem Cherusker vernichtet wurden, den Tod fand. 
Während die Tetrarchien des Herodes-Antipas und des Philippus 
auch nach der Absetzung des Archelaus als halbunabhängige Vasal 
lenfürstentümer fortbestanden, wurde Judäa mit Einschluß von 
Samaria und Edom der römischen Provinz Syrien angegliedert, 
jedoch als ein von einem besonderen »Prokurator« verwaltetes 
Gebiet. Damit war für Judäa die siebzigjährige Periode des römi 
schen Protektorats zu Ende und es begann die der unmittelbaren 
römischen Herrschaft. 
5 41. Das geistige Leben in Judäa 
Die Aufrichtung des römischen Protektorats in Judäa und der 
Sturz der hasmonäischen Dynastie bezeichnen einen tiefen Ein 
schnitt nicht nur in der politischen, sondern auch in der geistigen 
Geschichte des jüdischen Volkes. Die Abhängigkeit der inneren 
Politik des Landes von der internationalen Politik Roms hatte den
	        
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