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5 40. Die Nachfolger Herodes I. und die Zeit der Wirren
exemplarisch zu bestrafen. Der Mittelpunkt des Aufstandes in
Galiläa, die Stadt Zippora (Sepphoris), wurde von den Römern in
Schutt und Asche gelegt, die festgenommenen Aufrührer massen
weise als Sklaven verkauft und 2000 von Ihnen ans Kreuz geschlagen.
Der dieser Zeit nahestehende Josephus Flavius vergleicht die blutige
Unterdrückung der Volkserhebung durch Varus mit den Invasionen
des Antiochus Epiphanes und des Pompejus, und dem Talmud gilt
der »Varuskrieg« als der Anfang vom Ende Judäas.
Während das Land unter so unheilvollen Ereignissen litt, harr
ten Archelaus und mehrere andere gleichzeitig mit diesem in Rom
eingetroffene Erben des Herodes der Bestätigung ihres Erbfolgerechts.
Noch ehe aber Augustus sein letztes Wort gesprochen hatte, erhielt
er aus Judäa die Nachricht über die Niederwerfung der Volks
erhebung durch die Legionen des Varus. Kurz darauf traf in Rom
eine Abordnung des »jüdischen Volkes« ein, wohl Vertreter der
pharisäisch und darum theokratisch gesinnten Volksschichten, um
beim Kaiser die Ablehnung aller herodianischen Kronprätendenten
und die Ausstattung Judäas mit den Rechten einer »autonomen«
Provinz innerhalb des römischen Syrien zu erwirken. Die Abgeord
neten entwarfen vor Augustus ein düsteres Bild der despotischen
Regierung des Herodes, erzählten von seiner Mißachtung aller natio
nalen Bräuche und erklärten unter Hinweis auf das von Archelaus
im Tempel angerichtete Blutbad, daß dieser seinen Vater an Grau
samkeit noch übertreffe. Ihre Erklärung, die zugleich im Namen der
bereits mehr als 8000 Seelen zählenden Jüdischen Gemeinde von Rom
abgegeben wurde, schloß mit der Versicherung, daß ein von der
halbjüdischen Dynastie befreites und einer autonomen republika
nischen Verfassung teilhaftig gewordenes Judäa keinen Grund mehr
haben würde, sich gegen den römischen Statthalter aufzulehnen.
Indessen gelang es dem gewandten Rhetor Nikolaus Damascenus,
der sich im Gefolge des Archelaus befand, die Argumente der Ab
gesandten durch die Behauptung zu entkräften, daß nur die auf
rührerische Gesinnung der Juden die Herrscher Judäas zu grausamen
Maßnahmen zwinge. So bestätigte denn Augustus schließlich das
Testament des Herodes, mit der einen Abweichung, daß er Archelaus
statt des königlichen Titels den bescheideneren eines Ethnarchen zu
erkannte (3 v. d. christl. Ära). In dem Streite des Volkes mit der
Dynastie war somit die Entscheidung zugunsten der letzteren ge
fallen.
Der neue Gebieter Judäas, Archelaus, hatte alle Fehler seines