Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Das römische Protektorat (6j vor der christl. bis 6 der christl. Ära) 
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Vater. Man wurde sich darüber klar, daß von den Herodianern die 
Wiederherstellung des nationalen Regimes und der politischen Frei 
heit nicht zu erhoffen sei, und so griff die antidynastische Bewegung, 
die sich indirekt gegen das römische Protektorat richtete, schon nach 
kurzer Zeit auch auf die Provinz über. 
Da Archelaus mittlerweile nach Rom reisen mußte, um sich dort 
in seiner Königswürde bestätigen zu lassen, setzte Augustus für die 
Zeit des Interims in Judäa einen mit außerordentlichen Vollmachten 
ausgestatteten Landpfleger oder »Prokurator« ein. Dieses Amt fiel 
dem grausamen und habgierigen Sabinus zu, der nach seinem Ein 
treffen in Jerusalem als erstes den königlichen Palast ausplünderte. 
Statt das Volk zu beruhigen, reizte er es nur noch mehr, und als 
anläßlich des Schabuothfestes erneut Pilgerscharen aus der Provinz 
nach Jerusalem strömten, brach ein bewaffneter Aufstand aus. Die 
römischen Soldaten, die den Tempelhof besetzt hatten, wurden von 
den Dächern der den Tempel umgebenden Hallen herab mit Steinen 
beworfen und mit Pfeilen beschossen. Daraufhin steckten die Römer 
die Hallen in Brand. Während viele Juden in den brennenden 
Hallen mit dem Tode rangen, fielen ihre Feinde über die Tempel 
schätze her. Nunmehr schloß sich dem Volk auch ein Teil der 
königlichen Truppen an, und die Aufständischen umzingelten den 
Königspalast, in dem sich Sabinus wohnlich eingerichtet hatte. 
Gleichzeitig brachen an verschiedenen anderen Orten Unruhen aus. 
In dem für den revolutionären Geist besonders empfänglichen Galiläa 
kämpfte gegen die Römer und die Anhänger der Herodianer ein 
Sohn des von Herodes noch vor seinem Regierungsantritt hingerichte- 
ten Rebellen Ezechias (oben, § 37) namens Juda Galiläus. In Jericho 
rief sich ein ehemaliger Diener des Herodes, Simon, zum König aus 
und zog mit seinen Banden sengend und plündernd durch das Land. 
In Emmaus vernichtete eine jüdische Freischärlertruppe eine ganze 
römische Kohorte. Die mit elementarer Kraft ausgebrochene Volks 
erhebung, die natürliche Reaktion auf das antinationale Regime des 
Herodes und seiner römischen Gönner, drohte in völlige Anarchie 
auszuarten. 
Als der Statthalter von Syrien, der schon erwähnte Quintilius 
Varus, endlich erkannte, wie weit die Dinge gediehen waren, setzte 
er seine Legionen in Bewegung, um vor allem den in Jerusalem ein 
geschlossenen Sabinus zu entsetzen. Nachdem dies geschehen war, 
gab Varus seinen Truppen den Befehl, das Land zu durchziehen, die 
jüdischen Freischärler zu zerstreuen und ihre Anführer überall
	        
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