Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

§ 3$. König Herodes 1. (jy—4 vor der christl. Ära) 
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Herodes in der Jerusalemer Oberstadt einen Palast erbauen, dessen 
Ausstattung Unmengen von Marmor und Gold verschlang und der 
durch seine Pracht die bescheidenen Paläste der Hasmonäer weit in 
den Schatten stellte. Zugleich wurde mitten in der Stadt ein Theater 
und außerhalb ihrer Mauern ein Amphitheater nach griechisch- 
römischem Vorbild errichtet. Um die altgläubige Bevölkerung, die 
für eine solche Verschönerung der heiligen Stadt nichts übrig hatte, 
zu beschwichtigen, ließ der König auch den alten, aus der Zeit 
Serubabels stammenden Tempel umbauen, und zwar unter Anlei 
tung von gesetzeskundigen Pharisäern. Der seiner prächtigen Um 
gebung angepaßte Neubau (in seinen Hauptteilen im Jahre 20 fer 
tiggestellt) erregte in Judäa so große Bewunderung, daß dort das 
Wort in Umlauf kam: »Wer nicht den Bau des Herodes gesehen 
hat, hat nie etwas Schönes gesehen.« 
Gleichzeitig nahm der König die Errichtung von neuen Städten 
und Festungen in Angriff, die gleichfalls nach römischem Muster 
angelegt wurden. An der Meeresküste zwischen Ptolemais und Jaffa 
erstand nach zwölfjähriger Arbeit (22—10) eine neue Hafenstadt, 
der Herodes zu Ehren des römischen Kaisers den Namen Caesarea 
gab. Die neue Stadt, in deren Zentrum sich ein heidnischer Tempel 
erhob, sollte in der Folge zur Residenz der römischen Statthalter 
von Judäa und so gleichsam zu einem Anti-Jerusalem werden. 
»Caesarea erhob sich stets mit dem Niedergang Jerusalems«, hieß 
es bei der jüdischen Nachwelt. Ein heidnischer Tempel zu Ehren des 
Augustus wurde auch in dem von Grund auf umgebauten Samaria 
errichtet, das nun den griechischen Namen »Sebaste« (soviel wie 
»Augustus«) erhielt. 
Nunmehr bekam auch das innere Leben in den Städten Judäas 
ein neues Gesicht. In den Amphitheatern und Rennbahnen fanden 
Gladiatoren-, Gymnasten- und Musikantenwettkämpfe statt, und 
selbst das fromme Jerusalem wurde zum Tummelplatz von Artisten 
und Gauklern aus aller Herren Länder. Die Sympathien des auf 
geklärten Despoten für die griechisch-römische Lebensweise gingen 
so weit, daß er des öfteren Geld für die Errichtung von heidnischen 
Tempeln in verschiedenen Städten außerhalb Judäas spendete, seine 
Söhne in Rom erziehen ließ und sich mit fremdländischen Ratgebern 
umgab. Der bedeutendste unter diesen war der griechische Ge 
schichtsschreiber Nikolaus Damascenus, dessen von Josephus Flavius 
ausgiebig benutztes, später verschollenes Hauptwerk einen ausführ 
lichen Bericht über die Regierung des Herodes enthielt.
	        
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