Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

§ 34- Der Bruderkampf der Hasmonäer und die Einmischung Roms 
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derten ihn auf, Aristobulus im Namen Gottes zu verfluchen. Der 
den Bruderkrieg verdammende fromme Greis sprach Jedoch, seinen 
Blick zum Himmel richtend, also: »O Gott, Du König aller Dinge, 
da die jetzt um mich Stehenden Dein Volk sind, die Belagerten aber 
Deine Priester, so bitte ich Dich, Du wolltest weder jene gegen diese 
erhören, noch ausführen, was diese gegen jene erflehen.« Die Uner 
schrockenheit, mit der Chonia seine erhabene Gesinnung zum Aus 
druck brachte, sollte ihn das Leben kosten. Die über die erfolglose 
Belagerung erbitterten Krieger fielen über ihn her und steinigten ihn. 
Der innere Zwist, den die Kraft des Gebetes nicht hatte schlichten 
können, sollte nun von außen her durch die Macht des Schwertes 
entschieden werden. 
Die innere Krise in Judäa fiel nämlich zeitlich mit der allgemei 
nen politischen Krise zusammen, die ganz Vorderasien erfaßt hatte. 
Gleichwie im IV. vorchristlichen Jahrhundert auf den Trümmern 
des persischen Reiches die hellenistischen Monarchien der Seleuziden 
und Ptolemäer erstanden waren, so schuf jetzt der Zerfall dieser 
Monarchien die Voraussetzung für die Ausbreitung Roms im Orient. 
Vollstrecker dieses römischen Eroberungswillens war der große Feld 
herr Pompejus, der mit diktatorischen Vollmachten für den ganzen 
Bereich der östlichen Mittelmeerküste ausgestattet war. Die alters 
schwache, auf einen kleinen Bruchteil ihres ehemaligen Herrschafts 
gebietes zusammengeschrumpfte Seleuzidenmonarchie lag dem künf 
tigen Triumvir wehrlos zu Füßen, und von Syrien aus streckte nun 
das Ungetüm Rom seine Fühler nach der ehemaligen syrischen Pro 
vinz Judäa aus. Der dort wütende Bruderzwist bot den Römern 
einen willkommenen Vorwand für die Geltendmachung ihrer An 
sprüche. Das Hasmonäerreich stürzte sich selbst in den weitaufgeris- 
senen Rachen des römischen Ungeheuers. 
Um die Wende des Jahres 64, nachdem Aretas auf römischen 
Befehl die Belagerung Jerusalems aufgehoben hatte, erschienen Ari 
stobulus und Hyrkan vor dem in Damaskus residierenden Pompejus 
und baten ihn um Schlichtung ihres Streites. Während Hyrkan auf 
sein Erstgeburtsrecht pochte, machte Aristobulus geltend, daß sein 
Bruder für den Herrscherberuf gänzlich ungeeignet sei, wobei er 
seinen Argumenten durch ein kostbares Geschenk besonderen Nach 
druck zu verleihen suchte. Außer den beiden Thronprätendenten 
kamen Vertreter einer dritten Partei nach Damaskus, die die gänz 
liche Abschaffung der Königsgewalt und die Wiederherstellung des 
alten theokratischen Regimes in Judäa verlangten. Es waren dies
	        
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