Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Das unabhängige ]udäa unter den Hasmonäern 
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schaft vereinigen. Mit der Thronbesteigung Aristobulus II. setzte, 
wie nicht anders zu erwarten gewesen war, eine sadduzäische Re 
aktion gegen das fortbestehende Pharisäerregime ein. Die Folge war, 
daß alle, die das neue Regime aus weltanschaulichen Gründen ab 
lehnen mußten, sich um den gewaltsam abgesetzten König zu sam 
meln begannen. Diese Sachlage wußte sich nun der Idumäer Anti 
pater, der Abkömmling eines vornehmen, unter Jochanan-Hyrkanus 
judaisierten Edomitergeschlechts, zunutze zu machen. Ein Mann von 
großer Willenskraft, brachte Antipater, dessen ehrgeizige Pläne durch 
den Thronverzicht seines Gönners Hyrkan II. durchkreuzt worden 
waren, den entthronten Schwächling ganz unter seinen Einfluß und 
bewog ihn zur Wiederaufnahme des Kampfes gegen Aristobulus mit 
Hilfe der Araber. 
Eines Nachts verließen Hyrkan und Antipater insgeheim Jeru 
salem und begaben sich zu dem in der ehemals edomitischen Stadt 
Sela (Petra) residierenden arabischen König Aretas, der sich gegen 
Zusicherung territorialer Vorteile bereit fand, in Judäa einzufallen. 
Ein großer Teil der judäischen Truppen ging zu Hyrkan über, ebenso 
die Mehrheit der Jerusalemer Bevölkerung, und Aristobulus wurde 
von den vereinigten arabisch-jüdischen Kräften in der Tempelburg 
eingeschlossen. Im Frühjahr 65 bildete Jerusalem ein einziges Heer 
lager. Mitten in der heiligen Stadt standen einander zwei Hasmonäer- 
brüder, zwei durch Feindseligkeit verblendete Teile der Nation 
gegenüber. 
Mittlerweile war das Passahfest herangekommen, und die Pilger, 
die aus diesem Anlaß aus dem ganzen Lande herbeizuströmen pfleg 
ten, fanden den Zutritt zum nationalen Heiligtum versperrt. Im 
Tempel selbst fehlte es an Opfertieren. In ihrer Not ließen die Be 
lagerten, wie die Sage berichtet, täglich Körbe voll Gold herunter, 
für das ihnen die Belagernden Opferlämmer heraufschickten. Bald 
kam man indessen in der Umgebung Hyrkans auf den Gedanken, 
die Parteigänger des Aristobulus durch Verweigerung der für den 
Kultus unentbehrlichen Tiere zur Kapitulation zu zwingen; und so 
schickte man ihnen eines Tages, um sie zu verhöhnen, statt eines 
Lammes ein Schwein herauf. Zur Strafe für diese Tempelschändung 
— so schließt die Sage — wurde Judäa von einem verheerenden 
Orkan heimgesucht. Nach einer anderen Legende versuchten die 
Parteigänger Hyrkans der Gegenpartei auf folgende Weise beizu 
kommen; sie brachten einen beim Volke im Rufe der Heiligkeit 
stehenden Chassidäer, den Wundertäter Chonia, ins Lager und for
	        
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