Die griechische Herrschaft (332—140 vor der christlichen Ära)
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als er sich aber um wandte, sah er sich vom linken Flügel des Feindes
umzingelt. Die Reihen der jüdischen Streiter lichteten sich zusehends,
und schließlich fiel mit dem Schwert in der Hand auch Juda selbst
(im Frühjahr 160).
Die später auf dem Schlachtfeld gefundene Leiche Judas wurde
nach Modein gebracht und dort in der Familiengruft der Hasmonäer
beigesetzt. Ganz Judäa beweinte den ruhmreichen Helden, den Ret
ter der nationalen Freiheit, der seinem Volke gerade in dem Augen
blick entrissen worden war, als es seiner mehr denn je bedurfte.
§ 30. Der Kampf um die politische Unabhängigkeit (160—140)
Der Tod Judas brachte Verwirrung in die Reihen der jüdischen
Patrioten und verhalf der syrienfreundlichen Partei zur zeitweiligen
Vorherrschaft. Ihr Führer, der Hohepriester Alcimus, und die ihm
anhängende, die Gerusia beherrschende Aristokratie fühlten sich in
Jerusalem wieder mächtig. Ihr Losungswort war Ruhe und Ord
nung, und demgemäß erblickten sie in der im Lande verstreuten
Gefolgschaft der Hasmonäer nichts als einen Haufen aufsässiger
Schädlinge. In dieser Hinsicht stimmten sie voll und ganz mit dem
zum Statthalter Judäas gewordenen Bacchides überein, der die
Kampfgenossen des Juda Makkabäus allenthalben unnachsichtig ver
folgte. Um neuen Auflehnungsversuchen vorzubeugen, schreckte der
Syrer nicht davor zurück, Kinder aus vornehmen jüdischen Familien
als Geiseln in die Burg Akra zu bringen. So mußte denn die Partei
der »Unversöhnlichen« notgedrungen zur Selbstwehr schreiten. Die
Überreste der hasmonäischen Kriegerschar schlossen sich von neuem
zusammen und wählten den jüngeren Bruder Judas, Jonathan, zu
ihrem Anführer. Die Wahl war überaus glücklich. Jonathan fehlte
zwar die Tollkühnheit Judas, umso größer war aber seine politische
Weitsicht. Mehr Diplomat als Krieger, verstand er es, geduldig den
Augenblick abzuwarten, der bei kleinstem Einsatz den größten Erfolg
verhieß.
Da an aktiven Widerstand fürs erste nicht zu denken war, zog
sich Jonathan mit seiner Kriegerschar in die öden Steppen am Toten
Meere zurück. Um den von ihm befehligten Kriegern größere Bewe
gungsfreiheit zu sichern, schickte er deren Weiber und Kinder, die
ihnen mit Hab und Gut gefolgt waren, unter Aufsicht seines Bruders
Jochanan nach Transjordanien zu der ihm freundschaftlich gesinn-