Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Jüdische Theokratie — Entwicklung des Judaismus nach der Restauration 
mit ihnen ins Gericht zu gehen wegen meines Volks und Erbteils 
Israel, weil sie es unter den Heiden versprengt und mein Land zer- 
stückt haben« (4, 1—3). Das von Joel angekündigte Strafgericht 
würde, wie ein anderer zeitgenössischer Prophet, Obadja, weissagte, 
namentlich die »Söhne Edoms« treffen, weil Edom »sich geweidet 
hat an seinem Bruder Jakob am Tage seines Mißgeschicks und sich 
gefreut hat über die Judäer am Tage ihres Untergangs, als Fremde 
in die Städte (Judas) einbrachen und über Jerusalem das Los war 
fen« (Vers 10—12 des nur aus einem einzigen Kapitel bestehenden 
»Buches Obadja«), 
Von ganz eigenartigem Gepräge ist das von den Redaktoren des 
prophetischen Schrifttums in die Reihe der zwölf sogenannten »Klei 
nen Propheten« aufgenommene »Buch Jona«. Eine didaktische Er 
zählung, wurde dieses Werk in die Sammlungen der prophetischen 
Reden aus dem Grunde eingereiht, weil es Jona ben Amittai, einen 
Propheten aus älterer Zeit (oben, § 11), zum Helden hat und vom 
ethischen Geiste des Prophetismus erfüllt ist. Die dem »Buche Jona« 
zugrunde liegende Idee ist durch und durch universalistisch. Von 
Gott dazu ausersehen, der Sündenstadt Ninive den Untergang zu 
verkünden, weigert sich Jona, dem an ihn ergangenen Ruf zu folgen 
und »flieht vor Jahve« auf einem aus Jaffa auslaufenden Schiff. Auf 
dem Meer wird das Schiff von einem schweren Sturm überrascht, 
und als die Reisegefährten Jonas von diesem selbst erfahren, daß er 
es sei, der den göttlichen Zorn heraufbeschworen habe, werfen sie 
ihn als Sühnopfer in die Fluten. Durch göttliche Fügung wird hier 
auf Jona von einem großen Fisch verschlungen, der ihn nach drei 
Tagen ans Ufer speit. Nunmehr gehorcht der wider Willen zum 
Propheten Auserkorene dem Befehl Jahves, geht nach Ninive und 
entledigt sich dort seines Auftrags. In ihrer Furcht vor dem drohen 
den Unheil tun die Einwohner Ninives Buße, flehen Gott um Gnade 
an und werden vom Allmächtigen erhört. Als darauf Jona gegen 
den Herrn murrt, der sich so leicht beschwichtigen lasse, wird ihm 
von Gott eine eindrucksvolle Lehre zuteil: Der Strauch, unter dem 
er vor seinem Zelte sitzt, verdorrt plötzlich, und als der Prophet 
sich darüber ärgert, vernimmt er die Stimme Gottes: »Dich jammert 
des Strauches, obschon du dich nicht um ihn gemüht noch ihn groß 
gezogen hast, und mich sollte es nicht jammern Ninives, der großen 
Stadt, in der sich mehr als 120.000 Menschen befinden, die nicht 
zwischen rechts und links zu unterscheiden wissen, und viele Tiere?« 
(4, 10—11). Die Moral dieser Parabel ist völlig eindeutig: durch die
	        
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