Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

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§ I 7- Niedergang Assyriens und Triumph der Prophetenpartei 
den Himmel, um es herabzuholen und es uns zu verkündigen, damit 
wir danach tun?... Sondern überaus nahe liegt dir das Wort, in 
deinem Munde und in deinem Herzen ist es, so daß du danach tun 
kannst!« (Deuteronomium 30, 11—14). Bei der Schilderung der ver 
derblichen Folgen einer Übertretung der göttlichen Gebote schwebte 
dem Urheber der dem König Josia vorgelegten Fassung des Buches 
offenbar das Los Samarias vor. Auch die Verheißung: »Jahve wird 
dich wiederum sammeln aus allen den Völkern, unter die dich Jahve 
verstreut hat« (Deuteronomium 30, 1—6), in die der an das Volk 
gerichtete Aufruf zu reuiger Umkehr ausklingt, ist eine nicht miß- 
zuverstehende Anspielung auf die aus dem nördlichen Reiche ver 
triebenen Israeliten. Dem Zuge der Zeit entsprach ferner die eine Zen 
tralisation des nationalen Kultes bezweckende Vorschrift, alle loka 
len Kulte unnachsichtig auszurotten und dreimal jährlich, anläßlich 
der großen Feste, zu der »von Gott erwählten Stätte«, d. h. nach 
Jerusalem zu pilgern (Deuteronomium, Kap. 12 u. 16). 
Tief ergriffen lauschte der König den ihm vor gelesenen Worten 
Moses’, in denen genau dasselbe vorausgesagt war, was die Prophe 
ten der jüngsten Zeit verkündet hatten. (Man vergleiche etwa Deu 
teronomium 28,49 mit der fast wörtlich übereinstimmenden Stelle 
aus dem Buche Jeremia 5,15.) Hatten sich doch alle in der »alten« 
Urkunde für den Fall einer Übertretung der göttlichen Gebote an 
gedrohten Strafen am Reiche Israel genau erfüllt! Wie hätte er da 
nicht befürchten sollen, daß auch über das sündhafte Juda Unheil 
hereinbrechen werde. In seiner Seelennot sandte Josia seinen Schrift 
führer Safan und den Oberpriester Hilkia zu der in Jerusalem an 
gesehenen Prophetin Hulda, um von ihr zu erfahren, ob das Volk, 
bei dem die heiligsten Gesetze Jahves in Vergessenheit geraten waren, 
auf Vergebung hoffen dürfe. Die Antwort der Seherin war, daß so 
lange der vor Gott demütig wandelnde König am Leben sei, auch 
seinem Volke keine Gefahr drohe. Daraufhin berief Josia die Volks 
ältesten aus dem ganzen Lande in den Jerusalemer Tempel und ver 
las dort vor dem versammelten Volke das neu entdeckte Buch. Alle 
gelobten, die darin auf gezeichneten göttlichen Gebote aufs genaueste 
zu befolgen. Zu denjenigen, die »die Leute von Juda und die Ein 
wohner von Jerusalem« auf den neuen »Bund«, d. h. auf die neue 
geschriebene Verfassung vereidigten, gehörte auch der Prophet Je 
remia (Jeremia 11, zff.). Nunmehr ging der König mit noch größerem 
Eifer als seinerzeit sein Ahne Hiskia an die Ausrottung aller von 
der nationalen Religion abweichenden Kultformen. Die Altäre außer-
	        
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