Volltext: Die europäische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (2 ; 1937)

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Erstes Kapitel 
Die Periode der Kolonisierung Europas bis 
zur Eroberung Spaniens durch die Araber 
(711) 
§ 1. Die ältesten jüdischen Siedlungen in Italien 
Die Juden, die an der asiatischen Küste des Mittelmeeres von 
altersher heimisch waren, tauchten an seiner europäischen Küste erst 
auf, als die Grenzlinie zwischen Orient und Okzident sich durch die 
Eroberungen der Griechen und Römer zu verwischen begann. Hatten 
die Eroberungen Alexanders von Mazedonien die Entfaltung der jü 
dischen Kolonien in den an Palästina angrenzenden Ländern geför 
dert, so sollten die römischen Eroberer des Morgenlandes der »großen 
Diaspora« auch den Weg nach dem Westen bahnen. Die Ausbreitung 
der politischen Macht zunächst der Griechen und dann der Römer 
war mit einem mächtigen Aufschwung des Handelsverkehrs zwischen 
den östlichen Zentren der Diaspora und den europäischen Küsten 
gebieten des Mittelmeeres verbunden. Dem Austausch der Güter mußte 
aber bald ein Austausch der Handeltreibenden selbst folgen. Je 
mehr sich die jüdisch-hellenistische Diaspora im Morgenlande wirt 
schaftlich entwickelte, desto weiter reichten daher auch ihre Zweige 
nach dem Abendlande hin, wo sowohl ergiebige Möglichkeiten für 
die Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse, als auch neue Märkte 
für den Absatz orientalischer Waren erschlossen werden konnten. In 
den ersten sieben Jahrhunderten der christlichen Ära, in der Periode 
der Kolonisierung Europas durch die Juden, hatte somit dieser Erdteil 
für die alten Zentren der Zivilisation in Asien und Afrika dieselbe 
Bedeutung einer »Neuen Welt«, wie sie dereinst das transatlantische 
Amerika für das alternde Europa gewinnen sollte. 
Das älteste jüdische Kolonisationsgebiet in Europa bildeten die 
Balkan- sowie die Apenninische und Pyrenäische Halbinsel, d. h. Grie
	        
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