Volltext: Weltkriegsliteratur (Ergänzungsheft 7 Hauptbd. 1933)

Weltkriegsliteratur 
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Denn die Regierung seines Nachfolgers, des Kaisers Karl I., ist doch 
nur ein kurzes Nachspiel gewesen. Die Gerechtigkeit erfordert festzu¬ 
stellen, daß der junge Fürst ein außergewöhnlich schweres Erbe antrat. 
Er ist den Verhältnissen unterlegen und hat den Einflüssen nicht stand¬ 
halten können, die aus dem engsten Familienkreise heraus sich der 
Politik bemächtigten. In dem begreiflichen Streben, seinen Völkern einen 
baldigen und erträglichen Frieden zu geben, ist Kaiser Karl andere Wege 
gegangen als Franz Joseph I. 
Über Kaiser Karl schreiben : A. Graf Polzer-Hoditz in 
„Kaiser Karl. Aus der Geheimmappe seines Kabinetts¬ 
chefs" (Amalthea-Verlag, Wien 1928) und K. Frh. v. Werkmann 
in „Der Tote auf Madeira" (Verlag für Kulturpolitik, Berlin 1923) 
und „Aus Kaiser Karls Nachlaß" (ebenda, 1925). Auch die von 
P. Szemere und E. Czech unter dem Titel „Hab s bur g s Weg 
von Wilhelm zu Briand" herausgegebenen Erinnerungen des 
Kuriers der Sixtusbriefe Grafen Tamás Erdödy (Amalthea-Verlag, Wien 
1931) sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Ablehnend verhält 
sich zur Politik des Kaisers Karl Richard Fester in seinem Buche 
„Die Politik Kaiser Karls und der Wendepunkt des 
Weltkrieges" (Lehmanns Verlag, München 1925). Ihm gegenüber 
hat Heinrich v. Srbik den österreichischen Standpunkt in einer Be¬ 
sprechung in der „Deutschen Literaturzeitung" (Berlin 1925, 
Heft 47) vertreten. 
In dem Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, der 1914 den 
Kugeln der serbischen Mörder zum Opfer fiel, wäre der Donaumonarchie 
ein Herrscher von weit größerem Ausmaß beschieden gewesen. Sicher 
keine leicht zu behandelnde und konziliante Persönlichkeit, aber ein 
Mann von klarer Einsicht und starker Tatkraft. Er hat auch gegen den 
Kaiser gekämpft, auf politischem Gebiet wie in eigenster privater Sache. 
Aber man hat von ihm erwarten dürfen, daß er der Mann sein werde, 
der das Lebenswerk Kaiser Franz Josephs, die Erhaltung des Kaiser¬ 
reiches, wenn auch auf anderen Wegen und mit anderen Mitteln, fort¬ 
setzen werde. Beseitigung des ausschließlichen Dualismus und die Um¬ 
gestaltung Österreich-Ungarns in einen Bundesstaat sind die Grundzüge 
der von ihm für seine Regierung vorgezeichneten Politik gewesen. Die 
beiden bedeutendsten Bücher, die über die Bestrebungen Franz Fer¬ 
dinands Aufschluß geben, sind: Leopold v. Chlumecky „Erz¬ 
herzog Franz Ferdinands Wirken und Wollen" (Verlag
	        
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