Volltext: Weltkriegsliteratur (Ergänzungsheft 7 Hauptbd. 1933)

Weltkriegsliteratur 
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Über die russische Politik sind eine Reihe von Aktenveröffent¬ 
lichungen erfolgt, die zum Teil unter Mitwirkung des sowjetrussischen 
Außenministeriums geschahen. So besitzen wir dais „Russische 
Orangebuch von 1914" (Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik 
und Geschichte, Berlin 1925), das von dem deutschen Herausgeber 
Alfred v. Wegerer durch eine große Reihe von amtlichen Doku¬ 
menten vermehrt wurde, sodann, herausgegeben von Friedrich 
S ti e ve: „Der diplomatische Schriftwechsel Iswolskis 
1911—1914" (ebenda, Berlin 1925), „Iswolski im Weltkrieg. Der 
diplomatische Schriftwechsel Iswolskis aus den Jahren 
1914—1917 (ebenda, Berlin 1925), herausgegeben von Alfred v. We¬ 
gerer: „Das zaristische Rußland im Weltkrieg. Neue 
Dokumente aus den russischen Staatsarchiven über 
den Eintritt der Türkei, Bulgariens, Rumäniens und 
Italiens in den Weltkrieg" (ebenda, Berlin 1927), herausge¬ 
geben von Gunther Frantz: „Rußland auf dem Weg zur 
Katastrophe. Aufzeichnungendes Großfür sten Andrej 
Wladimir o witsch und des Kriegsministers Poliwanow. 
Briefe der Großfürsten an den Zaren" (ebenda, Berlin 1926) 
und schließlich der von B. v. Siebert herausgegebene, sehr wichtige 
„Diplomatische Schriftwechsel Graf Benckendorffs", 
des russischen Botschafters in London (de Gruyter, Berlin 1928). Bei 
sorgfältigster Abwägung aller Umstände wird man nicht umhin können, 
in dem früheren russischen Außenminister und späteren Botschafter in 
Paris, Iswolski, den europäischen Staatsmann zu erblicken, der am 
leichtesten geneigt war, seine Ziele auf dem Weg über einen Krieg zu 
erreichen. Der alte russische Drang zu einem warmen Meer, der zur 
Erringung der Dardanellenstraße führt, hat Iswolski in erster Linie ge¬ 
leitet. Auf diesem Weg findet er direkt die Türkei, indirekt Österreich- 
Ungarn und hinter diesem Deutschland als Hindernisse; diese aus dem 
Weg zu räumen, ist ihm kein Mittel unrecht. Sogar die alte Feindschaft 
mit England wird durch den Wunsch nach den Dardanellen überbrückt. 
Auch der Kampf, in dem Rußland mit Österreich um die slawischen 
Völker des Balkans rang, die innerpolitischen Schwierigkeiten und die 
traditionelle Feindschaft mit Österreich haben die Handlungsweise 
Iswolskis beeinflußt. Dazu kommt noch ein weiterer, sehr persönlicher 
Grund: Iswolski glaubte bei der Annexion Bosniens durch Aehrenthal 
übertölpelt worden zu sein und hegte seither einen unüberwindlichen 
Haß gegen den Minister und sein Land.
	        
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