Volltext: Die Linzer Stadtpfarrkirche

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Kastnerin haben sie jum letzten Male für die in Todesangst 
Liegenden ausrichten lassen." 
Anno 1809 hat Napoleon die Glockenseile requiriert, 
da er sie nach der Schlacht bei Edelsberg zur Herstellung einer 
Brücke benötigte. Sechs Wochen lang schwiegen damals die 
Glocken der Stadtpfarrkirche. 
Von der Galerie aus, die einen schönen Ausblick über 
die ganze Stadt und das weite Donaubecken bietet, kann man 
die nunmehr verlassene Wohnung des städtischen Turmwächters 
betreten. Bis 1910 hauste hier der Wächter mit seiner Zamilie. 
Es war immer ein Ereignis für die Stadt, wenn ein Turm 
bewohner starb, und sein Sarg abgeseilt werden mutzte. 
2n der Laterne des Turmes, die auf sicheren Leitern 
bestiegen werden kann, hängen zwei bis jetzt unbeachtete 
Glocken. Sie sind wie eine Doppelschelle in einem Abstand von 
29 cm übereinandergestülpt. Die innere dient dem Viertel 
stundenschlag, die obere dem Stundenschlag. Die innere hat 
einen Durchmesser von 63 cm und eine Höhe von 49 cm. 
Oben am Halse trägt sie die deutliche Snschrift: „Hans Rohrer 
in Linz gotz mich 1673“ in lateinischen Buchstaben. Sie ist 
also älter als die „Kaiserin" und ihre Schwestern und stammt 
aus der <Zeit der Barockisierung des Turmes. Allerdings, in 
dieser Höhe hängt sie erst seit der letzten Turmerhöhung 1822. 
Die äutzere Glocke hat 90 cm Durchmesser. Sie ist 
mit Bügeln festgehalten, die ein stark gewundenes Zlecht- 
ornament verziert. Oben am Halse trägt sie eine schwer leser 
liche gotische Anschrift, die durch elf gleichschenkelige Kreuze 
in Worte abgeteilt ist. Die Schrift ist vom Rost schon stark 
mitgenommen, doch ist die Sahreszahl 1491 deutlich zu 
erkennen?"') Unter dieser Anschrift befindet sich auf der Ost 
seite der Spruch des Kaisers Friedrich III. A. E. I. (D. U. in 
gotischen Großbuchstaben und darunter der Doppeladler und 
der Bindenschild, genau wie am Grabstein desselben Kaisers 
unten im Presbgterium der Kirche. Auf der „Kaiserin" haben
	        
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