Volltext: Bericht über das Schuljahr ... / K. K. Staats-Gewerbeschule Linz 1914/15 (1914/15)

FRANZ SCHIEFTHHLER f 
K. K. STAATSGEWERBESCHUL*DIREKTOR, REGIERUNGSRAT, BEHÖRDL. 
AUTOR. ZIVILINGENIEUR FÜR HOCHBAU U. ARCHITEKTUR, PRÜFUNGS- 
KOMMISSAR FÜR BAUMEISTER, MITGLIED DES DENKMALRATES. 
Taufende und Abertaufende von Opfern menfcblicber Kraft und menfcblicben Geiftes 
fordert die febwere Zeit des gegenwärtigen Vötkerringens. Tiefes Web erfüllt unter Herz 
bei der Kunde von dem Hinfcbeiden jedes einzelnen, den wir liebgewannen und wertfcbätjten, 
ob er nun auf dem Felde der Ehre fällt oder dabeim in treuer Pflichterfüllung uns durch 
den Tod entriffen wird. 
Am 10. Dezember 1914 ift unfer Direktor, Regierungsrat Scbieftbaler, unerwartet rafcb 
im Alter von 55 Jahren verfebieden. ln ihm vertieren wir zu früh einen unterer Betten, 
einen vorbildlichen Menfcben voller Herzensgüte, einen trefflichen Meifter und ausgezeichneten 
Lehrer. Schon in jungen Jahren zeigen tich feine hervorragenden Talente. Er ift als Student 
eine Zierde der technifchen Hochfchule in Wien. Nachdem er die Staatsprüfungen mit Aus 
zeichnung ablegt, fodann unter Meifter Schmidt an der Akademie der bildenden Künfte mittel 
alterliche Baukunft ftudiert, wendet er ficb der praktifchen Tätigkeit zu, die ihm zum Baue 
des Wiener Rathaufes und fpäter an das Hochbauamt nach Gödöltö führt. 
Durch feine Berufung als Lehrer für die bautechnifchen Fächer an die damalige Staats» 
handwerkerfchule in Linz, mit 1. November 1889, gelangt die Anftalt zu neuem Auffcbwunge. 
Unermüdlich ift Scbieftbaler an der Ausarbeitung neuer Lehrgänge für die vermiedenen 
Handwerkszweige, die hier gelehrt werden, tätig. Mit der Ernennung zum Direktor der 
Anftalt am 16. Juni 1898 treten noch größere Aufgaben an ihn heran. Der Einführung ver 
miedener Kurfe, der Ausgeftaltung der Schule zur Staatsgewerbefchule widmet er feine ganze 
Arbeitskraft. Eine vielfeitige Bildung, ein reiches Wiffen, daß er fich mit eifernem Fleiße an 
eignet, befähigt ihn, allen pädagogifchen, technifchen und künftlerifchen Fragen auf den Grund 
zu gehen und fo allen an ihn geftellten Anforderungen gerecht zu werden. 
Neben feiner reichen Befchäftigung, die ihm durch die Abwicklung feiner Amtsgefchäfte 
auferlegt wird, findet er noch Zeit zu freier, künftlerifcher Betätigung. Den Griffel führt er 
ebenfo gefchickt wie das Modellierholz, er ift Meifter im Zeichnen und Aquarellieren. Eine 
Reihe von Aquarellen und Paftellen von Architekturen und Landfchaften Oberöfterreichs geben 
Zeugnis von feinem Können. Seine Werke der Baukunft find von einer feltenen Gründlich 
keit der Durcharbeitung. 
Nicht minder wichtig ift feine Tätigkeit als Mitglied der »Zentralkommiffion für Kunft« 
und hiftorifche Denkmale-, der er durch 16 Jahre angehörte und für Oberöfterreich Erfprieß» 
liches leiftete. 
In einem vorbildlichen Familienleben fand er dauernde Stärkung und Erholung, um 
mit erneuerter Kraft und nimmer ruhender Arbeitsfreudigkeit fich feinem Berufe hinzugeben. 
Jeder, der Scbieftbaler nur flüchtig kannte, wird einen dauernden Eindruck diefes aus 
gezeichneten Menfcben behalten; aber vielmehr noch wird er feinen untergebenen Lehrkräften, 
denen er ein fürforglicher Berater, feinen Schülern, denen er ein väterlicher Freund war, 
unvergeßlich bleiben! Unauslöfcblicb werden diefe das Andenken an ihren Freund und 
Lehrer im Herzen bewahren.
	        
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