Volltext: Jahresbericht der K. K. Allgemeinen Staats-Handwerkerschule in Linz 1902/03 (1902/03)

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Ratschläge bezüglich der Wahl des Gewerbes der Schüler und deren 
eventuellen weiteren Ausbildung. 
Die Wahl des zukünftigen Gewerbes der Schüler soll getroffen werden in erster 
Linie mit Rücksicht auf die geistigen und körperlichen Anlagen des Schülers, in 
zweiter Linie mit Rücksicht auf die sehr häufig durch äußere Einflüsse entstandene 
Vorliebe zu einem bestimmten Gewerbe. Das Handwerk erfordert mehr als andere 
Berufsgattungen einen gesunden, kräftigen Körper und eben so viel geistige Fähigkeiten, 
wenn der Lebenslauf des Knaben über das Niveau des gewöhnlichen Arbeiters auf 
steigen soll. Es ist eine ganz irrige Ansicht, zu glauben, daß ein Knabe, der für andere 
Berufsgattungen als geistig zu schwach veranlagt sich erweist, für das Handwerk tauge 
und bei diesem Aussicht habe, besondere Erfolge zu erringen. Bei gleichen geistigen 
Fähigkeiten werden nur sehr kräftige Knaben zu den Metallgewerben tauglich sein, 
schwächere hingegen sich dem Baufache oder den holzverarbeitenden Gewerben und 
bei Anlage zu zeichnenden Fächern am ehesten dem Kunstgewerbe zu wenden müssen. 
Das Baugewerbe und Kunstgewerbe bieten derzeit noch die verhältnismäßig günstigsten 
Aussichten für die Zukunft des Knaben, weil in diesen eine tüchtige theoretische Vor 
bildung noch eine größere Verwertung finden kann als in den ersteren, insbesondere 
in der Schlosserei. Zudem ist der Andrang in diesen Gewerben weitaus nicht so groß 
als in der Schlosserei und dem Mechaniker-Gewerbe. In dem letzteren ist es heute 
ohne bedeutende Kosten fast unmöglich, einen Lehrling unterzubringen und ist ein 
Erfolg für die Zukunft des Knaben nur dann zu erwarten, wenn derselbe noch eine 
weitere Ausbildung an einer Fachschule genießen kann oder wenn die Eltern Ver 
bindungen in Wien haben und der Knabe die Lehrzeit dort absolvieren kann. Im 
Baugewerbe erhält der Lehrling sofort bei seinem Eintritte einen Tageslohn von 1 K 20 h 
bis 1 K 60 h, auf dem Lande volle Verpflegung und eine kleine Entlohnung, und kann 
bei entsprechendem Fleiße in der Schule auch im Winter Verwendung in einer Kanzlei 
finden oder den Winter zur weiteren Ausbildung benützen. Knaben, welche sich der 
Maschinenschlosserei zuwenden, werden in den meisten Fällen besser tun, ihre Lehrzeit 
in einer Bauschlosserei oder in einer Reparaturwerkstätte einer Fabrik zu absolvieren, 
als direkt in eine Maschinenfabrik als Lehrling einzutreten, wo sie häufig nur zu einer 
einseitigen Arbeitsleistung herangezogen werden. Schüler, welche sich dem Kunst 
gewerbe zuwenden, haben besonders, wenn sie ihre Lehrzeit in Linz zubringen, Ge 
legenheit, an der Fortbildungsschule durch mehrjährigen Besuch sich im Zeichnen 
weiter auszubilden und dadurch auf jene Leistungsfähigkeit in ihrem Gewerbe zu 
kommen, welche denselben eine gesicherte Zukunft verbürgt. 
Trotz der alljährlich von Seite der Direktion den Eltern der Schüler beim Eintritt 
in die Anstalt gemachten Vorstellungen, ihre Kinder einem anderen Berufe als dem 
der Maschinenschlosserei oder dem Mechanikergewerbe zuzuführen, ist der Andrang 
zu diesen Gewerben ein derartiger, daß es bereits unmöglich geworden ist, für die 
Absolventen dieser Richtung in Oberösterreich entsprechende Lehrplätze zu finden. 
Fast in allen Lehrplätzen der Metallgewerbe, insbesondere aber in Linz selbst, 
wird von Seite der Lehrlinge ein Lehrgeld entrichtet, es ist daher begreiflich, daß die 
Meister keine Lehrlinge nehmen wollen, welche nicht nur kein solches entrichten,
	        
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