Volltext: Jahresbericht der K. K. Allgemeinen Staats-Handwerkerschule in Linz 1889/90 (1889/90)

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direction uns auch in der Lehrmittelfrage auf das entschiedenste unterstützt. 
Schon an 40 Centner Alteisen, welches fast durchwegs zu Modellen verwendbar 
war, wurde für uns zum gewöhnlichen Preise ausgesucht, und letztlich erhielten 
wir über Vorschlag dieser Stelle bei Sr. Excellenz v. Czedik an 21 wertvolle 
Maschiuentheile, welche für schon vorgeschrittenere Fachzeichner ein treffliches 
Materiale abgeben, vollkommen unentgeltlich zur Verfügung. 
Wenn nach diesem allen die Betnebsdirection mit ihrem Schreiben, 
Nr. 2312, ddo. 19. Juni 1890 Veranlassung genommen hat, sich bezüglich 
der sehr befriedigenden Unterrichtsresultate, welche mit-den dort beschäftigten 
Frequentanten an unserer gewerblichen Fortbildungsschule erzielt wurden, ihre 
Anerkennung zu äussern, so hat uns dies schon aus dem Grunde aufrichtig 
erfreut, weil wir ja nur auf diese Weise dem seltenen Entgegenkommen gegen 
über unsere Dankbarkeit nachzuweisen vermögen. 
* Betreffend den offenen Zeichensaal mussten in diesem Jahre erst 
die entsprechenden Erfahrungen gemacht werden. Da bis zum Jahre 1889 der 
Oberösterreichische Gewerbeverein einen stets stark besuchten offenen Zeichen 
saal,"und zwar schon seit Jahrzehnten, unterhielt und denselben den ganzen Tag 
der Benützung zuführte, so bat die Leitung, das hohe Unterrichts-Ministerium 
möge in diesem Jahre ausnahmsweise gestatten, dass wir denselben ebenfalls 
täglich 4 Stunden, zusammen 24 Stunden pro Woche, den Gewerbeangehörigen 
zur Verfügung stellen. Diese Genehmigung hatte zur Folge, dass schon in 
diesem Schuljahre, statt um ein Jahr später, die Lehrkraft für die bau- 
gewerblichen Fächer besetzt werden musste. Es wurde hiefür mit hohem Mini- 
sterial-Erlass, Z. 20.945, ddo. 28. October 1889 Herr Architekt Franz Schief 
thaler ernannt. Dies war deshalb absolut nöthig, weil unter den 34 ständigen 
und 17 vorübergehenden Besuchern des offenen Zeichensaales an 24 Bauleute 
4 bis 5 Monate täglich am offenen Zeichensaale arbeiteten, und weil die Bau- 
gewerbetreibenden überhaupt das Uebergewicht hatten. 
Leider musste jedoch trotz wirklich schöner Leistungen im Fachzeichnen 
constatiert werden, dass der offene Zeichensaal in der angegebenen Form nicht 
richtig functioniere. Der Zweck eines solchen geht ja vor allem andern dahin, 
dass Meister oder Gehilfen sich da Rath bei ihren Bestellungen erholen, die 
Vorlagewerke benützen und unter Anleitung der Fachlehrer eventuell Entwürfe 
machen. Von alledem sah man fast nichts, sondern es waren zumeist Lehrlinge 
und Gehilfen bau- oder kunstgewerblicher Richtung anwesend, welche eine wirk 
lich entsprechende Ausbildung sich nur an den bezüglichen Fachschulen holen 
können, weil doch naturgemäss der gebotene Unterricht ein viel zu einseitiger war. 
Demgemäss blieb es Aufgabe der Anstalt, die Frequentanten auf die Staats 
gewerbeschule in Salzburg oder einzelne andere Fachschulen hinzuweisen, 
was auch in der Folge geschehen wird'. 
Selbstverständlich konnte unter diesen gegebenen Bedingungen der hohen 
Unterrichts -Verwaltung nicht mehr vorgeschlagen werden, weiterhin die 
24 Wochenstunden, ganz gegen das Statut, zu genehmigen, sondern ent 
sprechend demselben die Benützung des offenen Zeichensaales vom. nächsten
	        
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