Volltext: Jahresbericht der K. K. Allgemeinen Staats-Handwerkerschule in Linz 1889/90 (1889/90)

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Am 15. October abends l j 2 7 Uhr versammelten sich alle eingeschriebenen 
Meister, Gehilfen, Arbeiter und Lehrjungen im grossen Zeichensaale, wo der 
Leiter in Anwesenheit sämmtlicher Lehrer nicht nur eine patriotische An 
sprache hielt, sondern auch über die Wichtigkeit des regelmässigen Schul 
besuches, sowie über eine streng einzuhaltende Disciplin das Nothwendige 
eröffnete. 
Obgleich es nun weder die Leitung, noch die Lehrkräfte an Mühe fehlen 
Hessen, obgleich wir uns wie in allen Fragen der kräftigsten Unterstützung 
seitens des Herrn Bürgermeisters Wimhölzel, dann der Förderung des Ober 
österreichischen Gewerbevereines zu erfreuen hatten, obgleich die Unterstützung 
armer Frequentanten durch die Munificenz örtlicher Factoren gesichert war, 
so kann die Anstaltsleitung dennoch das Gesammtresultat dieses Jahres nicht 
als ein befriedigendes ansehen. 
Es gibt allerdings eine freudige Seite diesbezüglicher Bestrebungen, 
nämlich die Thatsache, dass von den 124 eingeschriebenen Hospitanten an 64 
mit seltenem Fleisse nach Erfolgen rangen und dieselben auch erzielten, während 
der Best zumeist wegen Abreise oder aus wichtigen Umständen wegblieb. 
Damit ist das Bedürfnis der Fortbildungsschule eigentlich unzweifelhaft gerade 
in gewerblichen Kreisen anerkannt worden. Bedauernswert erscheint es dagegen, 
dass die Lehrjungen der grösseren Anzahl nach nicht regelmässig zur Schule 
kamen, und dass die Disciplin nur durch entschiedenes Vorgehen aufrecht 
erhalten und erst von vollem Erfolge gekrönt werden konnte, als alle schlechten 
Elemente von der Anstalt entfernt wurden. 
Von 220 eingeschriebenen Lehrjungen haben dementsprechend nur 88 das 
Lehrziel erlangt, die meisten der anderen von ihnen fielen durch oder mussten 
weggeschickt werden. Wir wollen annehmen, dass die schwerste Arbeit ge 
schehen sei, indem nun jedermann weiss, dass bei den nächsten Aufnahmen 
mit bedachtsamer Auswahl vorgegangen werden wird, was die nun gewonnene 
Kenntnis hiesiger Verhältnisse sehr erleichtert. Es gibt schon genügend ein 
sichtsvolle Meister hier in Linz, welche uns unterstützen, und zwar soviele, 
dass, wenn die Genossenschaften die so wichtige Frage der Lehrlingsausbildung 
und einer diesbezüglichen Ueberwachung auch noch in die Hände nehmen 
wollten, wir bald im Geleise sein müssten. Es werden diesbezügliche Schritte 
sofort angebahnt und sicherlich nichts unterlassen werden, damit dem ganz ge 
rechtfertigten hohen ministeriellen Aufträge, Z. 7305, ddo. 14. Mai 1890, alles 
anzuwenden, um den Schulbesuch regelmässiger zu machen, auch Genüge 
geschehe. 
Von ganz besonderer Wesenheit aber, wir möchten sagen den Glanzpunkt 
aller Förderungen bezüglich dieser Schulkategorie leitete Se. Excellenz Freiherr 
von Czedik ein, worauf wir im speciellen au anderer Stelle zu sprechen 
kommen, hier jedoch nur betonen müssen, .wie .die Intentionen dieses weit 
blickenden, viel vermögenden Patrioten in der hiesigen k. k. Betriebsdirection 
auch den richtigen Interpreten fanden, wovon ja stets so vieles abhängt. 
Nachdem nun eine grössere ilnzahl von Arbeitern der hiesigen Werkstätten 
österreichischer Staatsbahnen bei uns weitergebildet werden, hat die Betriebs-
	        
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