Volltext: Stephan Rottaler

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3. Stütze. Vierkantig. An der Basis eine Tafel wie die monogrammierten 
Täfelchen an der Sigismundnische des Marolt-Altars; ebendort 
eine Kugel und ein an einem Riemen hangendes Wappenschild¬ 
chen — mit dem Mohrenkopf von Freising — gleich dem Schild¬ 
chen mit dem Meisterzeichen am Kalbsorstein; ferner zwei Täfel¬ 
chen am Kapitell. 
4. Stütze. An der Basis zwei Täfelchen wie an den Pfeilerbasen der Sigis¬ 
mundnische des Marolt-Altars und zwei Täfelchen im Blattkelch 
des Kapitells. 
5. Stütze. (Abb. 51) Keine Tafel. Die Basis ähnelt aber durchaus dem 
Postament der Maria im Marolt-Schrein. 
6. Stütze. (Abb. 52) Eckpfeiler mit Flachornamenten gleich jenen des 
Esterreicher-Steines von 1522. An der einen Seite hängt das 
Bischofswappen des Erbauers, in der Schildform sich mit vielen 
Beispielen des Meisters S. deckend und an einem Riemen 
befestigt wie das Meisterzeichen am Kalbsorstein. 
7. Stütze. In dem Blattkelch des Kapitells eine Tafel wie an der 4. Stütze. 
8. Stütze. (Abb. 53) Am Schaft eine Tafel. 
9. Stütze. Ohne charakteristische Details. 
10. Stütze. Unterhalb des Kapitells eine Tafel. 
11. Stütze. Ohne charakteristische Details. 
Darnach tragen, von anderen verwandten Motiven des Meisters S. R. ganz abzu¬ 
sehen, sieben unter den elf Stützen die eigenartigen rechteckigen Täfelchen, deren 
wir im ganzen zwölf zählen. Dabei fällt aber vor allem auf, daß auch nicht eines 
einen sachlichen Zweck erfüllt, d. h. daß keines eine Jahreszahl oder ein Monogramm 
trägt, also wie am Monument des Hans von Klosen lediglich als raumfüllendes, 
dekoratives Motiv auftritt (Abb. 54). Den Meister freut das Schmuckglied, und in 
seiner Freude kann er es, kindlich damit spielend, nicht oft genug anwenden. Es 
wirkt für ihn just wie ein Monogramm.1 Die Annahme, daß wir in dem Schöpfer 
der Loggiensäulen wieder den Meister S. R. vor uns haben, wird noch durch ein 
weiteres Argument bestätigt. 
Das Mittelalter behandelte die Steinmetzzeichen stets als etwas Selbständiges 
und demgemäß brachte es dieselben ohne störende oder trübende Zutaten, klar 
und deutlich an den Werken an. Am Arkadenhof der Freisinger Residenz sehen 
wir ein anderes. Unser Meister hat nämlich zwei seiner Zeichen direkt als Or¬ 
namentmotiv verwertet.2 An dem Eckpilaster, der durch seine Stellung und als 
Träger des bischöflichen Wappens einen gewissen Vorrang einnimmt, finden wir 
1 Derartige Täfelchen kommen in Altbayern um diese Zeit nur ganz vereinzelt vor, z. B. am 
Grabstein des Stephan von Schaumburg (1524) in der Turmvorhalle der Kirche in Haslach bei 
Traunstein. Es liegt nahe zu vermuten, daß, wie Dürers Holzschnittfolgen im allgemeinen und 
besondern auf den altbayerischen Steinmetzen eingewirkt haben, ihn auch die dort fast auf jedem 
Blatt herumliegenden Täfelchen zur Nachahmung angeregt haben. 
* Was Sighart und Lübke (s. o.) als Steinmetzzeichen ansahen, wissen wir nicht, da beide 
keine näheren Angaben über Form und Ort machen.
	        
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