Volltext: Stephan Rottaler

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Am deutlichsten offenbart sie sich in den Köpfen der drei Hauptfiguren der 
Taufe, zumal in dem Engel mit den fliegenden Haaren, der mit den sturmge¬ 
peitschten Wipfeln des Hintergrundes den „Donaustil“ in der Plastik wie nicht 
leicht ein anderes Werk repräsentiert (Abb. 36). Aber nicht minder geschickt 
ist das Messer in den Gewändern, in dem Landschaftlichen und in dem Malstrom 
der Wolkenfluten auf dem Relief der Krönung Mariä geführt. Den Gipfel seines 
Könnens jedoch gibt der Künstler in dem prächtigen Oberkörper Christi. 
Stil und Technik des Reliefs lassen beinahe vergessen, daß wir plastische 
Werke vor uns haben. Die ganze Anordnung und alle Einzelheiten sind durch¬ 
aus malerisch gesehen. Noch mehr käme dies zur Geltung, wären die Reliefs 
Abb. 37. Mariä-Schutz-Relief in der Sammlung des historischen Vereins in Landshut 
besser in ihren Hintergründen erhalten. Gerade bei der Taufe Christi, die eine 
reiche Landschaft erwarten läßt, empfinden wir diesen Verlust ganz besonders. Aber 
die wenigen Reste dieses Mikrokosmos, die erhalten sind, sprechen genug. Wie 
das ruhig strömende Wasser den Vorder- und Mittelgrund teilt, wie die differen¬ 
zierten Größen der Figuren das Bild vertiefen und laubiges Geäst den Horizont 
zu grenzen scheint, gemahnt gewiß an einen Maler des Donaustils weit mehr 
als an irgendeinen Plastiker der Zeit. Selbst Hans Leinberger, der Ort- und 
Zeitgenosse dieses Meisters, bietet nicht entfernt Aehnliches. Was aber ganz be¬ 
sonders den künstlerischen Wert der Schnitzwerke hebt, ist die bei allen male¬ 
rischen Tendenzen gewahrte Klarheit in der bildnerischen Erscheinung. 
Wir gehen zu den einzelnen Reliefs über. Das besterhaltene und ursprünglich 
wohl auch das vollendetste ist die Taufe Christi (Abb. 35). Die Szene ist die 
altgewohnte, Johannes, Christus und der die Gewänder haltende Engel; neu ist
	        
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