Volltext: Stephan Rottaler

Die nicht signierten Werke 
des Meisters S. R. □ □ 
Die vier signierten Werke des Meisters S. von denen er zwei kurz nach 
1513, eines im Jahre 1521 und das letzte im Jahre 1522 fertigte, bieten in 
ihrem Formenreichtum und ihren Stileigentümlichkeiten so viele Anhaltspunkte, 
daß es nicht schwer hält, eine ziemliche Anzahl weiterer Werke dem Meister 
mit Sicherheit zuzuweisen. 
Versuchen wir zunächst die Lücke zwischen dem Marolt-Epitaph und den 
beiden letzten Arbeiten auszufüllen. An erster Stelle ist hier die Grabplatte 
einer Margarete von Fraunburg, gest. 1515,1 in der Johanneskirche in Moosburg 
einzuschieben (Abb. 14). Die Hand des Meisters ist unverkennbar. Er verbindet 
in diesem Werk die ornamentalen Nischen-Motive der beiden Steine von 1513; 
die Figur weist in Haltung und in den durch die Fußstellung bedingten Gewand¬ 
falten auf die Maria des Maroltschreines hin, zu der sie ein freies Spiegelbild 
darstellt. In der Ausführung steht dieser Stein nicht auf der Höhe der beiden 
früheren; er ist handwerklicher. 
Die nächsten Werke des Meisters führen uns wieder an den Ausgangspunkt 
unserer Untersuchung, in den Domkreuzgang von Freising. Wenige Schritte vom 
Marolt-Altar und dem Kalbsor-Epitaph entfernt, gestatten sie mühelos eingehenden 
und unmittelbaren Vergleich. Für das erste Epitaph, das eines Chorherrn Wolf¬ 
gang Wirsing, gest. 1515 (Abb. 15), wird die Zuweisung an S. R. begründet durch 
die Haltung des Oberkörpers und namentlich des Kopfes — Kalbsor-Epitaph —, 
durch den profilierten Bogen — Fraunburgerstein in Moosburg — und durch die 
außerordentlich charakteristische Technik.1 2 
Die nächste Arbeit steht im engsten stilistischen Zusammenhang mit der sig¬ 
nierten Grabplatte des Kanonikus Petrus Kalbsor. Sie gehört einem Kanonikus 
Petrus Schaffmannsperger, gest. 15163 an (Abb. 16). Unter einer in breitem 
Kleeblattbogen geschlossenen, perspektivisch gesehenen Hallen-Nische, die auf 
flaschenartigen Säulen ruht, kniet nach rechts der Verstorbene vor Kelch und 
Buch. Ohne auf die einzelnen Punkte, die für eine Zuweisung bestimmend 
1 K. D. B. I, 420. H. 1,88, Br. 0,96 m. 
2 Aeltere Abbildung in cgm. 1718. In der Sammlung des historischen Vereins Freising 
befindet sich der stark abgetretene Grabstein einer Aebtissin Margaretha Leschin, gest. 1526, mit 
deren Brustbild. Die Architektur geht mit jener des Wirsing-Epitaphs so eng zusammen, daß 
diese Arbeit zum mindesten dem Kreise unseres Meisters, wenn nicht ihm selbst, zugeschrieben 
werden muß. 
3 K. D. B. I, 365. H. 1,85, Br. 1,30 m. Aeltere Abbildung in cgm. 1717 S. 836 und in 
Manuskript 418 des Histor. Vereins von Oberbayern S. 64.
	        
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