Volltext: Stephan Rottaler

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über der zwei kleine Engel eine Krone halten, und seitlich der Madonna St. Se¬ 
bastian und St. Barbara.1 Zu Füßen des ersteren kniet der Stifter. Eine 
kleine Tafel neben ihm mit den Buchstaben D. G. M., die bisher fälschlich als 
Künstlermonogramm angesprochen wurden,2 aber in „Dominus Gaspar Marolt“ 
ihre ebenso einfache wie sichere Lösung finden, sagt es deutlich. Die drei Hei¬ 
ligenfiguren, schlicht und einfach in Haltung und Gruppierung bewahren noch 
im wesentlichen die Art der Gotik. Ihre Köpfe ermüden durch allzu schematische 
Bildung, der lebendige, scharfgezeichnete Kopf des Stifters dagegen gibt sich 
deutlich als Porträt. Die sorgfältige abwechslungsreiche Technik weist auf einen 
mit allen Werkzeugen und Methoden wohl vertrauten Meister. 
Die Flügel stellen in ihren ungleich großen Feldern Heilige in Einzelfiguren 
und zwei figurenreiche Szenen dar. Auf dem linken Flügel oben steht in einer 
Nische St. Petrus in einem Rauchmantel, mit dem Schlüssel in der Rechten. 
Abb. 2. Vom Altar des Kanonikus Kaspar Marolt im Domkreuzgang zu Freising 
Die Inschrift zu dem Figürchen lautet: CELI PORTAS APERI. Ein schmaler 
Fries — Putten mit einem Rauchfaß — trennt das obere Feld von dem unteren. 
Dieses zeigt uns St. Korbinian, den Patron des Bistums Freising, von seinem be¬ 
packten Bären begleitet. Am unteren Rande des Feldes lesen wir: S. GVRBIANVS 
PATERANVS. Ein außerordentlich subtil gearbeitetes Relief mit einer An¬ 
betung der Könige bildet den Fuß des Flügels. 
Auf dem rechten Flügel sehen wir oben St. Paulus sich auf das Schwert 
stützen; dazu die Inschrift: DOCTRIS INSTRVE. Es folgt dann ein schmales 
Feld mit zwei Engeln, die das Schweißtuch Christi halten; dazu die Inschrift: 
SALVE SANCTA FACIS (!) NRl SALVATORIS. In der Nische darunter fast 
ganz vom Rücken gesehen, steht St. Sigmund. Die Beischrift lautet: S. SIGMVND 
1 Das Vorbild für eine derartige Anordnung war wohl in erster Linie das Schema eines 
gotischen Schreinaltares; es erscheint jedoch ebenso wahrscheinlich, dass sich der Meister an das 
Titelblatt eines Missale hielt, welches gewöhnlich Maria mit zwei Heiligen darstellte. Der junge 
Burgkmair oder der sog. Petrarkameister hat für ein von Erhardt Ratdolt 1502 gedrucktes „Missale 
Frisingense“ einen solchen Holzschnitt geliefert. Dörnhöfer: Ueber Burgkmair und Dürer. 
Beiträge zur Kunstgeschichte, Franz Wickhoff gewidmet. Wien 1903 S. 117. 
s K. D. B. I, 366 und Taf. 43.
	        
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