Volltext: Stephan Rottaler

Der Marolt-Altar im Dom¬ 
kreuzgang zu Freising □ 
Im Ostflügel des Domkreuzganges zu Freising findet sich, einem Epitaph nicht 
unähnlich, in die Wand eingemauert der obere Aufbau eines steinernen 
Altars; die Mensa fehlt (Abb. 1)._Eine Inschrift an der Predella sagt: Anno 
dni 1513 dns Gaspar Marolt Canoic9 frising Institvit In hoc Altarj ij Misas 
Ebdomodales Celebrarj q’Requiescat j pace. Die Inschrift wird nach dem Worte 
„Gaspar“ durch ein kleines Relief eines reitenden Sensenmannes, das als Zeilen¬ 
füllung dient, unterbrochen (Abb. 2). 
Der Aufbau des Marolt-Altares oder Marolt-Epitaphes1, wie wir das Werk 
in der Folge kurzweg nennen wollen, schließt sich der Form der mittelalterlichen 
Altäre an, insofern das größere Mittelfeld einen Schrein mit drei Heiligenfiguren, 
die Seitenteile die Altarflügel nachahmen. Jener ist aus rotem Marmor, diese sind 
aus weichem Sandstein gearbeitet, der in der Farbe des Marmors getönt wurde. 
Die Verschiedenheit des Materials einerseits wie stilistische Gegensätze anderer¬ 
seits legen die Frage nahe, ob Mittelschrein und Flügel überhaupt zu einem Ganzen 
gehören und von dem gleichen Meißel herrühren. Für unsere Untersuchung über 
den Meister des Werkes ist die Beantwortung dieser Frage von tiefgreifender 
Bedeutung; eine sorgfältige Prüfung der einzelnen Teile muß deshalb für eine 
einwandfreie Lösung unerläßliche Bedingung sein. 
Betrachten wir zunächst den Schrein! Unter einem dreiteiligen, noch durch¬ 
aus gotisch gedachtem Baldachin stehen in hohem Relief Maria mit dem Kinde, 
1 Den Marolt-Altar erwähnen zum ersten Male Sighart, Die mittelalterliche Kunst der Erz¬ 
diözese München - Freising (1855) S. 186 und Herrn. A. Müller, Die Museen und Kunstwerke 
Deutschlands II. (1858) S. 291. Zusammen mit dem im folgenden behandelten Grabstein des Peter 
von Altenhaus in St. Jodok zu Landshut führt den Altar dann Sighart, Geschichte der bildenden 
Künste in Bayern (1862) S. 501 und 506 als Werk eines Meisters R. S. (!) auf. Lotz, Kunst¬ 
topographie Deutschlands II. (1863) S. 126 beschreibt ihn kurz. Lübke streift den Altar in seiner 
Geschichte der deutschen Renaissance 1. Auflage (1872) S. 521 und 2. Auflage II. (1882) S. 7. 
Es folgen die Kunstdenkmale Bayerns (in der Folge zitiert K. D. B.) I, 366 und Taf. 43. Eine 
eingehende Würdigung ward dem Altar durch F. Ehrlich in dem Sammelblatt des historischen 
Vereins Freising V (1895) S. 44, durch J. Schlecht ebenda VII (1906) S. 68 und schließlich durch 
Richard Hoffmann, Der Altarbau in der Erzdiözese München-Freising (1905) S. 32 und 35. Aeltere 
Abbildungen des Altars in den cod. germ. der Münchener Hof- und Staatsbibliothek (in der Folge 
zitiert cgm.) 1717 S. 520 und 1718 S. 258. Ersterer gibt nur den Schrein mit einer nicht dazu¬ 
gehörigen Inschrift, letzterer den ganzen Altar mit Predella und Flügeln. 
Den Marolt-Altar und die mit ihm zusammenhängenden Bildwerke habe ich bereits im 
Jahre 1903 einem Vortrage im Historischen Vereine zugrunde gelegt. Vgl. Altbayerische Monats¬ 
schrift Jahrgang IV (1903—04) S. 98 und Jahrgang VII (1906-07) Heft 5 und 6.
	        
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