Volltext: Stephan Rottaler

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Auf den Meister Stephan darf aber wohl noch ein Eintrag einer nun ver¬ 
schollenen Handschrift von 17401 bezogen werden. Darnach war im Kreuzgang 
des Franziskaner-Klosters in Landshut, der im Jahre 1802 abgetragen wurde, 
laut der hierbei zu Verlust gegangenen Inschrifttafel begraben: Steffan Jottau 
Schnitzer und seine Hausfrau Eisbet, gest. 1533 und 1532. Es handelt sich hier 
offenbar, wie nicht selten bei Grabsteinbüchern des 18. Jahrhunderts, um einen 
Lese- oder Schreibfehler. Das R mochte dem Chronisten als ein verschnörkeltes 
J, die Schlußligatur als ein U-Häubchen erschienen sein. Bestärkt wird die 
Vermutung, in der Tafel den Grabstein Rottalers zu sehen, durch den Umstand, 
daß keines seiner Werke die Grenze des Todesdatums, 1533, überschreitet. 
Woher kam der Meister? Sein Name deutet auf das Rottal, und nach Nieder¬ 
bayern führen uns auch viele seiner Arbeiten; doch ließ sich außer in Landshut 
nur noch in Eggenfelden der Name Rottaler nachweisen, jedoch ohne irgend¬ 
welche Beziehungen zu unserem Thema.2 Dagegen finden wir ihn, noch dazu 
auf kunstgeschichtlichem Boden an einem von uns mehrfach berührten Orte, in 
Ingolstadt. Dort wird uns als „obrister maister ob dem pau“ der Pfarrkirche 
zu unserer lieben schönen Frau ein Hanns Rottaler genannt, der 1496—1503 mit 
seinen Leuten die Kreuzbögen und Schlußsteine der Schiffe setzte.3 Ich bin 
geneigt, ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen Hanns und Stephan Rottaler 
anzunehmen; vielleicht war Stephan der Sohn des Ingolstädter Baumeisters. 
Jedenfalls hat es sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich, in Ingolstadt den Aus¬ 
gangspunkt für unseren Meister zu erblicken, denn gerade dort begegnen uns 
Bildhauerarbeiten, die wie das Epitaph des Kapellans Andreas Mungst, gest. 1494 
in St. Moritz1 oder des Johannes und Leonhard Plümel mit der Jahreszahl 1499 
an der Stadtpfarrkirche5 in mancher Hinsicht die Vorstufe zu den Werken Meister 
Stephans darstellen, ohne daß sie als frühe Arbeiten desselben angenommen 
werden müßten; es sind vielmehr unverkennbar von Augsburg abhängige 
Schöpfungen. Ein merkwürdiges Zusammentreffen darf man es wohl auch nennen, 
daß am Gewölbe der südwestlichen Kapelle der Pfarrkirche „zu unserer lieben 
1 Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern Bd. XIII (1868) Heft 4 S. 445. 
2 Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern Bd. XIV (1869) S. 345, Bd. XV 
(1870) S. 112, 119, Bd. XVI (1871) S. 267. 
3) Sammelblatt des Histor. Vereins in und für Ingolstadt Heft V (1880) S. 224 und Heft XVI 
1891) S. 4. Das dort von Fr. X. Ostermaier publizierte archivalische Material bietet, da jede weitere 
Quellenangabe fehlt, keinen genügenden Anhalt zu weiteren Recherchen. Ueberdies ist der Be¬ 
stand des Ingolstädter Stadtarchivs so umfangreich und dermaßen in Unordnung, daß sich nur bei 
systematischer Durcharbeitung ein Erfolg erhoffen läßt. K. D. B. I. S. 24. Einen interessanten 
Vertrag des Hanns Rottaler von 1498 veröffentlichte CI. Schlecht im Unterhaltungsblatt der Ingol¬ 
städter Zeitung Nr. 9. Der gleiche Verfasser ediert soeben die Rechnungsbücher der Liebfrauen¬ 
kirche in Ingolstadt im Sammelblatt des Historischen Vereins für Ingolstadt XXX (1906) S. 3. 
4 K. D. B. I, S. 55. 
5 K. D. B. I, S. 40 und Taf. 10.] Ferner Repertorium der Kunstwissenschaft XIII (1890) 
S. 113. Ich schließe mich durchaus der Anschauung J. Gröschels an, welcher das Datum 1499 
als Entstehungszeit für den Gedenkstein annimmt und verweise hinsichtlich der beiden Engel¬ 
putten, durch welche der gotische Charakter des Epitaphiums sich etwas zur Renaissance hinneigt, 
auf Werner Weisbach, Der junge Dürer (1906) S. 86.
	        
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