Volltext: Feldgraue Ernte

schen zumal in unvergleichlicher weise aufgewühlt, in die 
immerwährend neue Entscheidung zwischen Tier und Gott 
geworfen, daß es keine große lyrische Dichtung mehr geben 
könnte, wenn sie nicht an diesem übergewaltigen Erleben, 
Zurückstoßen, Steigern, Ausharren und Besinnen den ihr 
gebührenden Anteil genommen hätte. Sie hat ihn genom 
men. Aussagen stehen da, die im Entstehen binnen Tages 
frist damals — kaum vom Dichtermunde gelöst — Allge 
meingut des gesamten Volkes geworden sind. Sie stehen 
heute, wie sie damals standen. Verse, soebm geschrieben, 
wurden um wenige Tage später von den marschierenden 
Regimentern an allen Fronten gesungen. Sie dröhnen noch 
heute durch die Straßen. 
Eine Einschränkung wohl besteht: im Trommeln der 
Materialschlacht verstummte des Dichters Mund. Da woll 
te kein Vers mehr gelingen. Da war nur dies noch: Hin 
absinken ins tierisch dumpfe Brüten oder schärfstes äußer 
stes Spannen auf die sachliche Not-Wendigkeit gegenüber 
der Gefahr nicht nur des Augenblicks, sondern der im 
Schlammtrichter oder im halbversoffenen Unterstand, wenn 
noch ein Unterstand war, Tage und Nächte zur Ewigkeit 
sich streckenden Gefahr, des Wochen andauernden Auge- 
in-Aug« allein mit dem Tode. Hiervon berichtet — auch 
in kargen Andeutungen nur — der rückschauend erzählende 
Roman. Jene Sphäre des Unerbittlichen sie war dem Verse 
genauso verschlossen, wie sie es dem Tagebuchblatt gewe 
sen ist. 
Dieses Letzte wird, welche Aussage ihm zu geben auch 
immer versucht werde, noch in den Tod des letzten Lriegs- 
teilnehmers hinein das unentsiegelbare Geheimnis der Män 
ner bleiben, die darin gestanden sind, bestanden haben und
	        
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