Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Die Zeitungen nahmen davon Notiz1) und schon ein paar 
Monate später rückte Lindemayr anläßlich des Besuches des Bischofs 
Firmian von Passau mit dem „Argonautenzug“ hervor. 
„Der gnädigste Herr ließ darob großes Vergnügen spüren“, 
bemerkt der Prior Sperl in seinem Tagebuche dazu. 
Wenn nun im Stifte Besuch von Prälaten oder sonst ein be¬ 
sonderer Anlaß war, mußte meist P. Maurus zur „Diversion“ her¬ 
halten, auch nachdem er nicht mehr Stiftsprior war, sondern als 
Pfarrer in Neukirchen lebte. 
Die Lindemayr-Uberlieferung ist etwas verworren, weil das 
gleiche Stück unter verschiedenen Namen gespielt wurde und die 
Handschriften der meisten von ihm stammenden Dramen verloren 
sind.2) Ich habe mich bemüht, die chronologische Reihenfolge der 
Stücke und ihre verschiedenen Namen festzustellen: 
1. „Der kurzwTeilige Hochzeitsvertrag.“ 23. April 1770. 
Im Juni und Juli desselben Jahres wiederholt. Gedruckt in 
Steyr bei G. Menhardt. 16° 51 S. 1770. 
2. „Der Argonautenzug.“ 6. August 1770. Nach Sperls 
Tagebuch. 
3. „Der abgedankte Hanswurst.“ (Der bei einem Arzten- 
theater unentbehrliche Hanswurst. Quintessenz des Arzten- 
theaters. Vielleicht ist auch das Stück „Die Prager Schuster“ 
damit identisch.) 25. August 1772. Wiederholt: 12. Februar 
1773 und 12. Februar 1774. 
4. „Die Anstalten zum Gratulieren.“ 6. Februar 1773. 
Wiederholt 9. Oktober 1778. 
b Die „Lin%erische Freitags-Ordinari-Zeitung“ vom 27. April Nr. 34 be¬ 
richtet: „Hinnach begaben sich Ihre kgl. Hoheit in das allda befindliche Theater 
und wohnten einem in dasiger Gegend üblichen Bauernsprache und Kleidung ein¬ 
gerichteten musikalischen Lustspiel bei, und da nicht nur die aus dasigen Stifts¬ 
musikanten bestandene Acteurs ihre Kolle stattlich producirten, sondern auch 
die Musik sehr wohl componiret und derContext auf das Vermählungsfest Ihrer 
kgl. Hoheit auf eine ungezwungene Art eingerichtet wäre, als geruheten Höchst- 
dieselben einen solch gnädigsten Beifall zu äußern, daß Höchstderoselbe nicht 
nur denen anwesenden übrigen zahlreichen Zuhörern öftere Kennzeichen dieses 
Wohlgefallens erkennen zu geben, sondern auch gleich nach dessen Ende so¬ 
wohl den Compositorem dieses Lustspiels R. P. Maurum, Professen des Stifts 
Lambach und gesammte Acteurs zum Handkuß huldreichest zuzulassen ge¬ 
fällig wäre“. 
2) Seine mundartlichen Dichtungen wurden teilweise Linz 1822, voll¬ 
ständiger von P. Pius Sehmieder (mit Biographie und Idiotikon) Linz 1875 ver¬ 
öffentlicht. Eine kritische Ausgabe sämtlicher Schriften steht noch aus.
	        
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