Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Hohenstaufen, und Friedrichs von Österreich. Dann zeigte sich 
wieder die Schrecklichkeit der Todsünde in greller Beleuchtung oder 
es sollte die Geschichte von der Ermordung des Königs Bythinus 
durch seinen eigenen Sohn auf die verderblichen Folgen schlechter 
Erziehung hinweisend) Man erbaute sich an dem Leiden des Herrn 
und dem Kampfe St. Benedikts mit dem Fleische, ging im Geiste mit 
dem Burgundenkönige Sigismund den Weg der Buße und lernte an 
der Erhabenheit des Papstes Alexander die irdische Größe Alexanders 
des Großen verachten. Ein Beispiel werktätiger Liebe gab Johannes 
der Evangelist, der einen Räuberhauptmann auf den Weg des Heiles 
zurückbrachte, den Wert der Armut prägte man den Studenten an 
dem auferbaulichen Tode des Lazarus und der Verdammnis des 
reichen Prassers ein, die Abscheulichkeit des Neides an Belsena, einem 
Prinzen von königlichem Geblüte, die Feindesliebe an dem spanischen 
Könige Wamba. Die Geschichte des von Alexander dem Großen als 
König eingesetzten Küchengärtners Äbdalonymus zeigte klärlich das 
Walten der Vorsehung, die aus Hirtenknaben Päpste macht und 
Volksbeherrscher vom Pfluge wegholt. Es war dies wie der Bruder¬ 
zwist in Herrscherhäusern ein auch bei den Jesuiten beliebtes Sujet. 
Auch das Genovevenmotiv nach M. Cochems Darstellung, der 
diese Geschichte einem französischen Jesuiten nachschrieb, spielte 
im Repertoire eine Bolle. Ich erinnere an die „Hirlanda“ in Lam¬ 
bach, von der noch die Rede sein wird, und die ,,Genoveva“ in 
Kremsmünster (1724). 
Große Freude machten den Studenten Ausstattungsstücke, in 
denen sie als orientalische Herrscher (Abdul von Granada, Fachr 
Eddin, Emir der Drusen, Sultan Bajazethus u. a.) mit einer aus¬ 
gedehnten Komparserie ihren Prunk entfalten durften. 
Und selbst die himmelblaue und rosenrote Schäferwelt macht 
vor der Klosterpforte nicht Halt, jene Welt der Schäferwölkchen und 
bänderumwundenen schlanken Hirtenstäbe und hochgestelzten Atlas¬ 
pantöffelchen. 
Im Garderoben-Inventar des Stiftes St. Florian aus dem Jahre 1690 
werden die Stücke aufgezählt, welche ,,zu einer Schäferei“ gehören, und 
die Stiftsbibliothek von Lambach bewahrte uns die Worte, welche einst¬ 
mals von den Lippen der also Kostümierten flössen. So beginnt im 
„Heraclius“* 2) die erste Szene des zweiten Aktes mit folgendem 
Monologe: 
b Ein pädagogischer Mißgriff, der uns auch später wieder begegnet. 
2) „Trauer Schauspiell oder der Tapffermütige Heraclius.“ Übersetzt von 
Christian Böttger. 1696. Kod. chart. 201. 30 Bll.
	        
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