Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

Versatzstück zum Lambaeher Stiftstheater. 
Eine wahre Jagd nach musikalischen Genüssen begann, als im 
Jahre 1789 der feinsinnige Freund Mozarts, P. Maximilian Stadler, 
Benediktiner des Stiftes Melk, als Abbö commendataire nach Krems¬ 
münster kam. Glänzende Konzerte und Opernaufführungen ver¬ 
einigten unausgesetzt Kenner und Liebhaber1) aus Stadt und Land 
in dem gastlichen Stifte. — Leider wirkte dieser hervorragende 
Kunstmäzen nur anderthalb Jahre in seiner allerdings für beide 
Teile wenig angenehmen Stellung. 
Wenn wir uns nun zum Schlüsse ein Urteil über die etwa seit 
1650 aufgeführten Stücke bilden wollen, sind wir in der glücklichen 
Lage, in Kremsmünster noch ungefähr 100 Stücke zu finden, die 
uns einen guten Einblick in die verschiedenen Richtungen des Ge¬ 
schmackes gestatten, die jeweils das Repertoire hier und in den 
anderen Stiften beherrschten. 
Anfangs wandelt die Stiftsbühne längere Zeit ganz im Geleise 
der Jesuitentheater:* 2) Legendendramen und Moralisationen streng 
religiösen Typs überwiegen. 
Da mußte Hannibal der studierenden Jugend ein Beispiel geben, 
wie man Eide heilig hält, Anconius lehrte die Herrschertugend der 
x) Wie sehr in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Theater-Aufführungen 
als wesentliche Programmpunkte einer Festlichkeit angesehen wurden — auch 
in geistlichen Kreisen, mag man daraus ersehen, daß man anläßlich der In¬ 
stallation des Linzer Generalvikars Finetti auf die Herrschaft Suben im Jahre 1792 
auch zwei Opern aufführte. Fritz, Suben, p. 64. 
2) Man denke an Stücke wie „Eustachius“ (1673), „Demetrius“, 
„Parr o chius“, Ansberta“, „Cyrus“, „Beiisar“, „Gottfried von 
Bouillon“, „Wamba“, „Heraclius“, „Leander“, „Alexius“, „Euri- 
pus“ usw. und man wird sich an Jesuiten- und Piaristenstiicke gleichen oder 
ähnlichen Namens erinnern. 
Die Verfasser solcher Stücke schöpften ihren Stoff meist aus Petrus 
Sanchez, Surius, Andreas Eborensis und ähnlichen Autoren.
	        
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