Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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mit Pauken und Trompeten, Flöten und Geigen ins musikalische 
Jahrhundert hinüber. 
Es kommt dann im 18. Jahrhunderte die Ara der großen 
Stiftsbauten und wieder wendet sich der Blick nach Italien. Söhne 
dieser Heimat aller Kunst arbeiten bei uns nun als Musiker, Maler, 
Architekten und Stukkateure, es erstehen die prachtvollen Präla¬ 
turen und Prunksäle, die wir noch heute bewundern, und das 
deutsche Ohr gewöhnt sich an die welschen Melodien. 
Die Stifte, wie immer so auch jetzt die Mittelpunkte aller 
wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen, wetteifern in 
den nächsten Jahrzehnten in dem Ruhme, die besten Musiker 
zu haben. 
In St. Florian glänzen unter den musikliebenden Pröpsten 
Claudius Kröll (1700—1716) und Johann III. Födermayr (1716—1732), 
die beiden Komponisten M. Kämpfl und J. Halbax und der Regens- 
chori (1719—1139) Paul Schopper war ein Baßsänger ersten Ranges, 
der einen lebhaften musikalischen Verkehr mit dem sang- und klang¬ 
reichen Wien Karls VI. unterhielt. 
Im Jahre 1731 ersteht hier eine neue glänzende Bühne, im 
Jahre 1737 läßt der Abt Fixlmillner (1731—1759) die von Krems¬ 
münster restaurieren. Der Musensitz an der Krems erlebte aber 
seine höchsten Bühnentriumphe seit der 1743 erfolgten Errichtung 
der Ritterakademie. Die jungen Edelleute, die hier ihr Wissen 
holten, warfen so manchen Blick in die Weit, für die sie erzogen 
wurden, auf den Brettern, die sie bedeuten. 
Abt Fixlmillner schickte seinen Konventual F. Sparry nach 
Italien, wo dieser durch zwei Jahre bei Girolamo Chiti in Rom und 
Leonardo Leo in Neapel, zwei ausgezeichneten Kontrapunktisten, die 
mächtigsten Anregungen empfing. 
Zu Hause entfaltete der junge Mönch dann als Musikdirektor 
(1747—1767) im Verein mit den besten Kräften ein reiches musi¬ 
kalisches Leben, das zwar in erster Linie dem Kirchenchore, aber 
doch wohl auch der Stiftsbühne zugute kam.1) Seinen größten 
Musiker aber besaß das Stift an G. Pasterwiz (geboren 1730, von 
1767—1782 Musikdirektor, 1803 gestorben), dessen Name auch außer¬ 
halb Österreichs bekannt geworden ist. In seine Ara fällt das Ende 
des klösterlichen Schuldramas im engeren Sinne. Im Jahre 1765 
x) Von ihm stammt der musikalische Scherz Bacchanaliorum finis mit 
einschmeichelnden Melodien, die mit Rezitativen und Chören abwechseln. Die 
Rezitative sind ausdrucksvoll und für den komischen, halb deutschen, halb 
lateinischen Text fast zu erhaben. Huemer, p. 48.
	        
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