Von einem Pomp, wie er bei den Jesuiten-Aufführungen in
iPrag, Graz, München etc. entfaltet wurde, hören wir in Linz, das
doch schon im 16. Jahrhundert viel Adel zählte,1) nichts und trotz
wiederholter Kaiserbesuche im Jesuitenkolleg erhoben sich die auf¬
geführten Stücke zu keiner größeren Bedeutung. Ludi caesarei
waren doch nur im glanzvollen Wien möglich.
Anfangs spielte man in einem Saale oder im Hofe des Kolle¬
giums, bis die Väter im Jahre 1732 mit Hilfe der Stände ein
eigenes Haus nahe der Donau (heute Elisabethkai) erbauten.2)
Im Parterre befand sich die Portierloge und eine Apotheke,
im ersten Stocke waren Räume zu administrativen Zwecken, im zweiten
der lichte und geräumige Theatersaal. Am 7. Mai des genannten
Jahres legten die Verordneten unter Pauken- und Trompetenschall
den ersten Stein zu diesem neuen Komödienhaus.
Abgesehen von den rhetorischen Übungen3) und Gelegenheits¬
stücken bei Besuchen und festlichen Anlässen, spielten die Jesuiten¬
schüler nur zwei- oder dreimal im Jahre. War es während des
Schuljahres oft nur eine actiuncula, die man zum besten gab, so
' fiel dafür der Schlußactus um so prächtiger , aus.
Der Statthalter, der Landeshauptmann, ein Prälat oder sonst
ein ständischer Verordneter teilte die Prämien aus, der Adel, die
wohlhabende Bürgerschaft und was sonst dem Kollegium zugetan
war, fand sich ein und hörte mit Wohlgefallen, wie die jungen Leute
ihre Gewandtheit im öffentlichen Auftreten und ihre Fertigkeit im
Gebrauche der lateinischen Sprache bekundeten.4)
*) Linz zählte im Jahre 1581, das kaiserliche Vizedomamt, das Maut-
und Landhaus und die Pfarrhofgebäude abgerechnet, 183 Häuser. Davon waren
22 Eigentum ausländischer geistlicher Fürsten und 20 Gebäude, die auf dem
Platze und in den schönsten Straßen standen, wurden von Adeligen bewohnt.
K. Oberleitner, Die evangelischen Stände im Lande ob der Enns unter Maxi¬
milian II. und Rudolph II. (1564—1597). Wien 1862, p. 43.
2) Schon 1711 waren den Jesuiten von den Ständen zum Theater 6000 fl.
bewilligt worden. Stäuber, Ephemeriden, p. 282.
Die alte Stadtchronik von Linz, welche sich in mehreren Exemplaren im
Stadtarchiv und im Museum befindet, meldet zum Jahre 1732: Den 7. May
haben die Herrn Verordnete den ersten Stein zum neuen Gomedi Haus, wo die
Herrn Stände denen Jesuitern 4000 fl. gegeben (Stäuber, Ephemeriden, p. 282 f.),
unter Trompeten- und Paukenschall geleget. Sind auch hernach auf Mittag in
den garten, wobey sich H. Bruner, Bürgermeister und Landschaftssecretari,
befunden, tractirt worden.
3) Im Jahre 1663 z. B. sprach ein Schüler der Rhetorik über Franz
Xavers Missionsreise nach China.
4) Ausnahmsweise scheint man auch Stadtgrößen mit Komödien ver¬
herrlicht zu haben, wie z. B. die Aufführung der Ansberta in Steyr zu Ehren