Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Die Beschäftigung mit den lateinischen Komödien des Altertums 
und der Renaissance hat um diese Zeit noch nicht auf die deutsche 
Bühne eingewirkt, obgleich schon Ubersetzungsarbeiten erschienen 
waren, die einen literarischen Wert beanspruchen dürfen. 
Albrecht von Eyb, der uns auch als Pfarrer von Schwanenstadt 
in Oberösterreich interessiert, war um 1455 in Pavia durch Rasinus 
in das Verständnis der neu entdeckten Komödien des Plautus ein¬ 
geführt worden und verfaßte nach seiner Rückkehr als Domherr von 
Eichstädt ein moralisches Werk, den Spiegel der Sitten, dem er als 
Anhang die Menächmen, sowie auch eine der im Norden so beliebten 
Frührenaissance-Komödien,1) nämlich Ugolinos ,,Philogenia“, beide 
in deutscher Übersetzung, beifügen wollte. Doch er starb, ehe er 
sein Werk in Druck geben konnte (1475). Erst 36 Jahre später ver¬ 
öffentlichte es ein anderer Eichstädter Domherr, Johann Huff, der 
im Anhang außer den beiden erwähnten Komödien auch noch die 
Bacchides mitteilte, von denen er gleichfalls eine Übersetzung in 
Eybs Nachlasse vorgefunden hatte.* 2) Huflfs Ausgabe war auch bei uns 
zu Lande verbreitet. 
Diese Zeit stand ganz im Banne der schönen Form und fand 
in wohllautenden Versen ihr lauterstes Vergnügen.3) 
Aber mit dem Jahre 1521 legt es sich wie ein eisiger Hauch 
auf die warmen Empfindungen der Herzen. Alles flieht aus dem 
Lager des Erasmus in das Luthers hinüber und auch die Zurück¬ 
bleibenden werden gar bald von dem Lärm der aufgewühlten Zeit, 
von den Meinungsstreitigkeiten der Theologen in dem Kultus ihrer 
bisherigen Ideale gestört.4) Und wieder spiegelt sich auf der Bühne, 
was die Zeit gebar. Eine neue Humanisten-Komödie, das Schul¬ 
drama entstand. Luther hatte in seinen Tischreden und sonst 
gelegentlich die Nützlichkeit desselben betont, freilich beileibe nicht 
im Sinne einer selbständigen Kunstbetätigung. Vielmehr schwebten 
ihm und den Veranstaltern der Schulkomödien folgende Zielpunkte vor: 
1. Beherrschung der lateinischen Sprache nebst Übung des Gedächt¬ 
nisses für die lateinischen Redeanwendungen. 
*) Die Bibliothek des Stiftes St. Florian z. B. verwahrt Leonardo Brunis 
(1370—1444) Comedia Poliscene in einem Leipziger Druck M. Lotters vom 
Jahre 1514. Freilich läßt sich nicht mehr feststellen, wann das Buch ein¬ 
gereiht wurde. 
2) Creizenaeh a. a. 0. III, Halle 1903, p. 246 f. 
8) J. Qrünpeek z. B. bezeichnet seine Dramen ausdrücklich als „omnem 
latini sermonis elegantiam continentes“. 
4) K. Krause, Eobanus Hesse. Gotha 1879, II, p. 267 f.
	        
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