II. Humanismus.
Schuldrama der Protestanten und Katholiken in
Stadt und Land. Jesuitendrama.
Die Klöster waren nicht nur Mittelpunkte des religiösen Lebens
und des seiner Förderung und Vertiefung dienenden geistlichen Volks¬
schauspiels, das von ihnen mit den Schulen die Bürger der Städte über¬
nahmen, sondern sie leiteten vielfach auch andere geistige Strömungen
weiter, die^ ihrem Ursprung und Ziele nach, einer anderen Welt an¬
gehörten. Sie hatten eben doch auch im Mittelalter mit der großen
Welt genügend Fühlung1) und bewahrten sich einen offenen Blick
für alles Gute und Schöne, kam es auch anderswoher, und Lebens¬
freude, deren sie wohl auch bedurften.
Bei allem Konservativismus blieben sie also die Träger und
Vermittler neuer fruchtbarer Ideen in Kunst und Leben.
Sie halten den Zusammenhang mit der alten lateinischen
Komödiendichtung aufrecht,2) wehren aber auch nicht dem Latein
der Vaganten und Humanisten.
In Lambach kennen im 13. Jahrhundert die Scholaren noch
die Aulularia des Vitalis und die Aida des Guilelmus Blesensis,3)
aber zur selben Zeit trägt ein Garstener Benediktiner Text und Noten
*) Daß die Leute damals weite Reisen nicht scheuten, zeigt uns z. B. der
Abt Wolfram von Kremsmünster, der 812 dem Aachener Konzil beiwohnte; die
Klausnerin Wilbirgis von St. Florian (13. Jahrh.), welche in ihrer Jugend eine
Wallfahrt nach St. Jago di Compostella gemacht hatte (A. Czerny, Zwei Akten¬
stücke zur Kulturgeschichte Oberösterreichs im 14. Jahrh. Linzer Mus.-Jahresb.
39, 1881, p. 107, 138); der Pfarrer Albert von Niederwaldkirchen, der 1323 um
Reliquien nach Krakau pilgerte, und der Pfarrer Georg von Grieskirchen, der
dem Basler Konzil (1434) beiwohnte (Strnadt, Peuerbach, p. 243).
2) In den Klosterschulen des Landes wird wie anderwärts im Mittelalter
fleißig Terenz gelesen, wie ich in meiner Schulgeschichte nachgewiesen habe.
3) Kod. 100 der Stiftsbibliothek. Ygl. E. Müllenbach, Comoediae elegiacae.
Bonner Diss. 1885, p. 6, 13.