Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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welche dreimal von Aigen herabkam.1) Hier in dieser buckligen Welt 
am Südsaume des Böhmerwaldes hat sich auch das urgemütliche 
St. Oswalder Christkindelspiel erhalten, das in seinen ältesten Teilen 
ohne Zweifel noch ins Mittelalter zurückweist.2) Und wenden wir 
unseren Blick in die Berge südwärts, so finden wir auch hier durch 
Generationen mündlich und schriftlich fortgepflanzte geistliche Volks¬ 
schauspiele. Das Diözesanarchiv zu Linz verwahrt das Dirigierbuch 
zu einem Fastenspiel in drei Aufzügen (18. Jahrhundert) samt der 
Bolle des Annas und einer Verrechnung der Auslagen, die uns so 
recht die Einfachheit des szenischen Apparates vergegenwärtigt. 
Ferner ist noch ein Folioblatt aus einem Passionsspiel, gleichfalls 
aus dem 18. Jahrhundert, im Diözesanarchiv auf bewahrt. 
Das Gmundener „Dreikönigspiel“ und die Salzkammer - 
gütler „Theatralische Vorstellung der Geburt Christi 
in 7 Aktus“ sind in ihren Anfängen sicher beträchtlich älter als 
Paillers Vorlagen.3) 
In Windischgarsten wurde um 1740 wiederholt ein Passion 
Christi auf dem Marktplatze gespielt und aus demselben Orte stammt 
die Abschrift eines Weihnachtspieles, das wohl einer langen Eeihe 
von Geschlechtern zur Erbauung gereicht hat.4) 
In Gmunden brachte man am Gründonnerstage des Jahres 
1752 eine „Judith“ zur Darstellung5) und aus dem benachbarten 
Lambach sind uns zwei Passionsspiele6) erhalten. 
und vorher wurde auf die Spielleut, Trompeter, Juden und andere Agenten an 
Wein gegeben 141/2 Achtel *== 2 fl. 45 kr.“ 
*) L. PrÖll, Ein Blick in das Hauswesen eines österreichischen Land¬ 
edelmannes aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Progr. des k. k. Staats¬ 
gymnasiums im Vin. Bez. Wiens 1888, p. 41, Anm. 
2) Pailler a. a. 0., p. 227. 
3) Ebenda, p. 322, 281. 
4) Nagt-Zeidler a. a. 0., p. 354. 
5) Kod. chart. 807 der Stiftsbibliothek in Lambach. Es ist eine im Stile 
der mittelalterlichen Präfigurationen gehaltene Darstellung, wie schon der lang¬ 
weilige Titel besagt: Victoria Judith decollando Holofernem persecutorem 
filiorum Israel seu Prochemasis supremae victoriae Jesu Christi Redemptoris 
nostri in ara crucis de elato stygii hostis capite triumphantis, Daß ist der Sig 
der fromben Judith, da sie Holofernem, einen Verfolger der Kinder Israel, 
endhaubtet, alß eine lebhaffte Vorbedeittung deß höchsten Siges Jesu Christi 
unseres Erlösers, der auf dem Creizbaumb daß Haubt deß höllischen Holofernis 
durch seinen schmerzhaften Todt besiget oder daß bittere Leiden und Sterben 
unseres Herrn und Heylands Jesu Christi in einer Tragedie aufgefihret in der 
kays. und. landsfürstl. Statt Gmundten am Tag deß lezten Abendmahls in Jahr 
nach der gnadenreichen Geburt Christi deß 1752 Jahrs. 
6) Kod. chart. 801 aus dem Jahre 1751 und Kod. chart. 802 aus dem
	        
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