Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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drücklich feststellt,1) war Steinbach a. d. Steyer die erste Gemeinde, 
die Vorstellungen zugunsten der Armen veranstaltete. 
Gab in Eferding der Wirt zum „goldenen Ochsen“ zwei Zimmer 
zur Komödie, so räumte Graf Lamberg in Steyr sein prächtiges 
Sommerhaus im Hofgarten, der Marktrichter in Rohrbach das Rat¬ 
haus. Die Stifte stellten ebenfalls ihre Bühnen zu dem humani¬ 
tären Zwecke zur Verfügung.2) 
Leute aus dem Volke sogar, wie z. B. in Kremsmünster der 
über 70 Jahre alte Braumeister Karl Mayer, welcher den Tischler 
in Möllers „Sophie“ spielte, ließen sich an werben und im Klerus 
regte sich so manches Dichterblut. 
Der Kaplan Basilius Heumann in Kematen a. d. Krems schrieb 
einen „Lederer von Frankfurt“ und einen „Fritzl aus 
F r e i s t a d t“, in Kremsmünster komponierte der Rentmeister P. Beda 
Plank fleißig Arien für das Armentheater, in Freistadt waren der 
Ex - Zisterzienser Lebitsch von Baumgartenberg und der Piarist 
E. Rusch eifrig für die Bühne tätig und in Grein wirkten wieder¬ 
holt Geistliche im Orchester mit. 
Meist machte der Pfarrer den Regisseur, der Schulmeister den 
Kompositeur und Kapellmeister. 
Konnten Linz und Steyr auf ihren Liebhabertheatern sogar 
Opern aufführen, so blieben doch auch kleinere Orte nicht allzu¬ 
weit zurück. 
Singspiele gab es fast überall. Aber während die Linzer an 
Schröders „schwer aufführbaren“ Lustspielen, z. B. im „Eifer¬ 
süchtigen Ungetreuen“, ihre Kräfte maßen, errangen auf dem 
Lande in Städtchen und Märkten zwar die Stücke von Heufeld, 
Stephanie, Schröder, Spieß, Gebier, Brühl, Cremeri, Prothke u. a. 
Beifall, noch mehr aber unterschiedliche Nachspiele,3) die den heiteren 
Teil, die derbere oder verständlichere Komik besorgten. 
*) In der Nummer vom 4. Dezember 1786. Besonders tat sich die 
Familie Teutsch hervor. 
2) Die Stiftsbibliothek von St. Florian (Ms. II. 714) verwahrt Arien zum 
„Bauernirrwahn oder Das gerechtfertigte Armeninstitut“. Das 
Stück, ein Lustspiel in drei Aufzügen vom Jahre 1787, stammt von einem 
„Seelsorger in Lambach“, aber nicht von P. Maurus, der ja schon 1783 starb 
und die Einführung des Armeninstitutes gar nicht erlebte. 
Auch in anderen Stiften spielte man Stücke mit dem Titel „Armen¬ 
institut“. 
3) Z. B. „Das Gespenst auf dem Lande“, „Die verstörte Wirtschaft“, 
„Die unglückliche Jagd“.
	        
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