Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Das Repertoire dieser reisenden Gesellschaften richtete sich 
natürlich nach ihrer Güte und nach dem Publikum. 
In einer Stadt wie Steyr konnte beispielsweise die Gesellschaft 
Probst, der die „Linzer Zeitung“ wohlwollend „gute Aufführung und 
Sittlichkeit“ nachrühmt1), mit Erfolg auch größere Opern, wie die 
„Zigeuner“ von Neefe, einem Schüler Hillers, aufführen2). 
Anderswo bewegte man sich dafür wieder auf dem Niveau 
der Harlekinaden und Schauerstücke. Da trug man zum Beispiel 
in Spital a. P. folgenden geschmackvollen Komödienzettel3) aus: 
M L H D 
Wird heunte eine sehenswürdigen Histore 
aufgeführet werden 
Betittelt 
Die Rache in der Liehe, sonst genannt die eifersichtige Weihersnch 
Oder aber 
Der sich wegen der Liehe selhstermorte Anton et Cleopatra. 
Vorgestelt 
an den ersten weidbeschreiben (!) und uebereidtichen (!) 
Weidmonarchen Kaiser Augustus 
Mitt Hanswurst 
Durchaus lustig und löcherlich. 
Zum Beschlus 
folgt eine lustige Nachtkomedie. 
Dem Mann aus dem Volke genügten Sujets wie: „Der Doktor 
Faust“,4) „Der Stöffel Fadinger“, „Der Prinz mit einem 
Daumen“, „Genovefa“, „Die sieben Schwaben“, „Die 
x) Probst wurde in der „Augsburger Zeitung“ vom 4. Jänner 1797 (damals 
befand er sich gerade in Steyr) und auch sonst nach Haltung und Leistungen 
zu den besseren Gesellschaften gerechnet. 
Man vergleiche die günstigen Urteile der Behörden über ihn bei 
B. M. Werner, der Laufener Don Juan, Seite 18, 19, 25, 31. 
2) Nach dem Ramingdorf er Tagebuche zum 16. Mai 1796. Das Theater 
war zum Erdrücken voll. Wir erfahren auch, daß die Vorstellungen um 5 Uhr 
begannen. 
3) Im Museum Francisco-Carolinum in Linz. 
4) Noch im Jahre 1812 wurde zu Braunau im Hause des Brauers 
N. Wimhölzel vom Schauspieler Georg Lange „Doktor Fausts Höllen¬ 
fahrt“ gegeben, wobei u. a. Faust seine Seele dem Teufel verschrieb und 
dann von mehreren schwarzen, abscheulichen Teufeln unter einem häßlich 
stinkenden Rauche und unter Donner und Blitz in die Luft geführt wurde. 
{Th. Wiedemann, Die religiöse Bewegung in Oberösterreich und Salzburg beim 
Beginne des 19. Jahrhunderts, Innsbruck 1890, p. 35).
	        
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