Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Ich glaube kaum, daß er mit Zaubertönen 
Mein Ohr an sein vortreflich Spiel gewöhnen, 
Viel minder noch (gewiß ich rede wahr) 
Mich jetzt von Euch, von Pflicht und Dankaltar 
Entfernen sollte. 
Ihr nahmt mein Spiel von je mit vieler Nachsicht auf, 
Und schenktet mir durch eines Jahres vollen Lauf 
Den Beyfall, der andrer Orts nur grosse Künstler lohnt. 
Beweiß genug, daß hier die höchste Güte wohnt, 
Die meinen wärmsten Dank verdient. 
Ihr übersaht mit vieler Güte der Fehler gröste Menge 
Und lindertet, wenn eines klugen Mannes scharfe Strenge 
Mich traf, das Urtheil durch Nachsicht, 
Zöget ab, seztet zu, vergliecht, 
Und stets fiel der Spruch zu meinen Gunsten aus. 
Nebst alle dem besuchtet ihr heut dieses Haus 
Zu meinem Besten, und eure Großmuth lohnte 
Mein und meines Weibs gering Verdienst in völlerm Maaß, 
Als ich zu hoffen weder Grund noch Muth besaß. 
Hoch schlägt mein Herz, von heissen Dank durchdrungen, 
Zu Euch verehrungswürdigste! — Gerungen 
Hab ich stets um eure Gunst, und wohl mir! 
Daß sich heute Gelegenheit fand, hier 
Euch meinen Dank zu zollen. Darum, 
Du theures, edles Publikum! 
Nimm jetzt von mir (du weißt, wie arm ich bin) 
Zum Dank den Kuß und diese Thräne hin. 
Anläßlich des Jahreswechsels wurde regelmäßig der Pegasus 
bestiegen, und welche Gesinnung sich da in mehr oder weniger 
schwungvollen Versen äußerte, mag man aus folgender Probe 
ersehen.1) 
Rede 
zum neuen Jahr 1796 
gehalten von Madam Winkes. 
Die Rückerinnerung belebt die Dankbarkeit, 
Die Hoffnung mahlt das schöne Morgenroth 
Der Zukunft mit den reinsten Aetherstrahlen; 
Heut geben Zukunft und Vergangenheit, 
Wetteifernd uns das hohe Aufgeboth, 
Die grosse Schuld des Dankes zu bezahlen 
Und unsern Wunsch mit vollem Herzensdrang 
Laut auszuströmmen —. Dank und Freude 
Weihe jetzt im fröhlichen Zusammenklang 
Die Bühne zum Altar. Im Feyerkleide 
Tritt unsre Muse auf als Opferpriesterin. 
x) Befindet sich in Keimmeis Theateralmanach.
	        
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