Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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sieht einen Teil von ihnen fleißig die Bücher durchblättern, sie 
plappern gern von und aus hübschen Romanen. 
Die Art aber, mit welcher sie’s tun, verrät gleich, daß sie 
weder Geschmack zur soliden Lektüre haben noch dasjenige ver¬ 
standen, was sie gelesen haben.“ 
Dieses wenig schmeichelhafte Urteil, das aber in der Haupt¬ 
sache richtig sein dürfte, läßt es begreifen, warum ein Linzer 
Theaterdirektor mit dem Publikum seine liebe Not hatte. 
Anders wurde es erst — wie mit einem Schlage — unter der 
Direktion Glöggl. 
Das Publikum war zwar das gleiche, aber er riß es mit, be¬ 
günstigt freilich durch Zugstücke, wie die Dramen Ifflands und 
Kotzebues einerseits, durch Opern, wie die von Mozart, Dittersdorf, 
Wranitzky, Winter, Weigl und Süßmayer anderseits, die eben ge¬ 
rade unter ihm (1790—1798) die Welt eroberten. Aber es ist doch 
sein persönliches Verdienst gewesen, daß er all die Sachen rasch 
brachte, daß er für Abwechslung sorgte und vor allem, daß er ein 
tüchtiges Opernpersonal schuf. 
Schon vor ihm hatte es im Redoutensaale Konzerte und Bälle 
gegeben, das war ja die eigentliche Bestimmung des Raumes, der 
jetzt auch als Theater diente. Unter Glöggl jedoch kam System in 
die Sache, er verstand es, pikant zu arrangieren und das feine 
Publikum zu fesseln. 
Bald veranstaltete er ein Landlertanzen in Nationaltracht, dann 
produzierten sich wieder spanische Bereiter und Geigenvirtuosen 
oder es gab ein großes Bolzenschießen. Menschenfreundliche Dilet¬ 
tanten spielten Theater zu Wohltätigkeitszwecken und der Landes¬ 
chef vereinigte nicht selten als. großer Freund von Kunst und Literatur 
ein distinguiertes Publikum zu einer musikalischen Akademie. 
Ob nun voltigiert oder etwa achthändig gespielt wurde, immer 
fanden sich die Hohenfeld, Grundemann, Rummerskirchen, Ketschau, 
Rosenberg, Althann und wie die adeligen Herrschaften alle hießen, 
im Redouteusaale ein. 
Aber auch im eigentlichen Bühnenleben war die Ara Glöggl 
die bedeutendste unter allen. Als tüchtiger Musiker pflegte er vor 
allem Oper und Operette. 
Unter Josef II. hatte inmitten der alternden und abgelebten 
italienischen Opernwelt das deutsche Singspiel eine ehrenvolle und 
geachtete Stellung errungen und behauptet. Glöggl, der, wie ich 
schon früher bemerkt habe, mit den großen Tonheroen seiner Zeit 
in persönlicher Fühlung stand, hatte dafür ein feines Verständnis.
	        
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