Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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der Eindruck dieser so natürlich, und scherzhaft angelegten Überraschung, die 
launigte Ausführung der ganzen Handlung selbst, hoifen wir, wird uns den 
Beyfall eines hohen gnädigen und geehrten Publikums gewinnen, mehr als 
irgend ein anders neues Stück. Wir dürfen hier nicht erst anmerken, unter 
welchem Himmelsstrich der Handlungsort liegt? Wir finden ihn in unsern 
Herzen und jeder wird ihn eben so leicht da finden, und Soldat, Bürger und 
Bauer werden sich sagen: „So denken wir auch!“ 
Die wachsende gelehrte Beschäftigung der Zeit mit dem 
Mittelalter hatte das Ritterstück hervorgebracht und Seipp huldigte 
mit der Aufführung seiner „Adelheid von Ponthieu“ der neuen 
Mode.1) 
Aus Begeisterung ließen sogar einige Verehrer der Bühne 
Dankverse an den Adel von Linz auf „sauberem Schreibpapier“ 
bei J. M. Pramsteidel drucken. 
Der nächste bedeutendere Theaterdirektor war Bulla. Nicolai, 
der unter seiner Direktion sich in Linz ein paar Tage aufhielt, 
fand das Theater nicht übel; besonders wunderte ihn, daß zwei 
Gesellschaften zugleich in der mäßig großen Stadt Linz 2) existieren 
könnten. 
Dies sei, sagt er, ein Beleg zu dem Zug in dem National¬ 
charakter der Einwohner Österreichs, welche Wohlleben, Gemäch¬ 
lichkeit und alle Arten von Schauspielen liebten. Man gebe ihnen, 
ruft er zum Schlüsse aus, Panem et Circenses, so sind sie zufrieden.3) 
Zu der bereits erwähnten Pflege des Ritterdramas, das bei 
Schikaneder die ungeheuerlichsten Formen annahm, trat bald ein 
österreichisch-patriotisches Schauspiel nach Kronländern. Hatte Wien 
seinen Richter, Tirol einen Primisser, so war Oberösterreich durch 
Cremeri vertreten. 
Bulla gehörte zur besseren Sorte von Theaterdirektoren, zu 
jenen, die auch auf den Geschmack ihres Publikums guten Einfluß 
nehmen wollten, und so versprach er sich auch vom National¬ 
stück eine geradezu reformierende Wirkung und veranstaltete, um 
möglichst viele Menschen dieser Segnungen teilhaftig zu machen, 
sogar Fremdenvorstellungen — alles für die „Nation“, nämlich die 
Oberösterreicher. 
*) Zu diesem nach Noverres gleichnamigem Ballett gedichteten Schau¬ 
spiel hatte der oberösterreichische Landschaftspauker Georg Druschetzky eine 
Bataillen-Sinfonie mit zwei Orchestern geschrieben. 
2) Linz zählte im Jahre 1787 mit den Vorstädten 1000 Häuser mit 
16.500 Einwohnern. 
3) F. Nicolai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die 
Schweiz im Jahre 1781. 2. Bd. Berlin und Stettin 1783, p. 528.
	        
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