Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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gefochtener Tummelplatz der Hanswurstiaden. Man spielte unermüd¬ 
lich von 4 Uhr nachmittags bis 9 Uhr abends. 
Das Eintrittsgeld war für das vordere Parterre ein Silber- 
siebner, in die Galerie ein Silbergrosehen und auf das Stehparterre 
ein Kreuzer. Daher hieß das Sommertheater auch Kreuzerspiel, 
Kreuzerkomödie, Kreuzertheater. 
Jede Komödie hatte zwei oder mehrere Akte; nach jedem 
derselben mußte wieder bezahlt werden, wollte man noch 
beiwohnen. 
Am Ende jedes Stückes gab es dann 
eine Belagerung oder eine Schiittage, manch¬ 
mal produzierte sich ein Taschenspieler oder 
•einer, der aus einer Hutscheibe alle möglichen 
Hutformen zu machen verstand, u. dgl. 
An dem Stadel war vorn ein kleiner 
Vorbau, in welchem die Kasse war und von 
dessen Eingängen der eine auf das Parterre, 
der andere auf die Galerie führte; rechts vom 
Stadel war eine Vorrichtung für ein Policinello- 
oder Marionettenspiel, welches die Aufgabe 
hatte, die immer vor dem Theater stehenden 
Leute anzulocken, in das Stück hineinzugehen. 
Die Rückständigkeit gegenüber anderen 
Orten muß man aber doch in Linz empfunden 
haben. Denn als um die Mitte des 18. Jahr¬ 
hunderts, teilweise schon etwas früher, viele 
Städte anfingen, die alten Ballhäuser 
Theatern umzugestalten,1) 
der oberösterreichischen Hauptstadt lebendig.* 2) 
Hier griff nämlich diese Idee der durch 
seinen Bau der Ursulinen- und Elisabethinenkirche bekannte Bau¬ 
meister Khrüner3) auf. Im Jahre 1751 bat er die Stände des Landes 
um „Erbau- und Zurichtung des ständischen Ballhauses (vor dem 
Schmidtor) zu einem Komödiehaus und Redoutensaal“. Er wurde jedoch 
zu 
I wurde es bald auch in Der Kasperl aus Böckls 
Marionettentheater. 
(Original im Museum.) 
9 In Wien z. B. 1741, in Regensburg 1760. 
2) Die folgenden Ausführungen beruhen, abgesehen von einigen Er¬ 
gänzungen und Berichtigungen, in der Hauptsache auf dem verdienstvollen 
Aufsätze Br. F. Krackowizers über die Baugeschichte des Linzer Theaters im 
„Oberösterreicher“ vom Jahre 1870 und den Akten - Exzerpten der Epheme- 
riden Stäubers (Linz 1884). 
3) Krackoivizer schreibt Grimmer, Piliwein Krinner, Stäuber Khrüner.
	        
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