Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Ich glaube, dieses Zeugnis zeigt uns klar, daß sich Lindemayr 
bewußt gegen die zu seiner Zeit herrschende antikisierende Richtung 
wendet. 
Und so verstehen wir auch, warum er seiner „Reisenden 
Ceres“ die Bemerkung vorausschickt: Den auftretenden Personen 
hat man nicht griechische, sondern deutsche und ländlerische Namen 
gegeben. 
Also Lindemayr und die Barocke, wie sie damals auf den 
Stiftsbühnen im Schwange war, haben nichts miteinander zu tun. 
Seine humoristische, satirische Ader ließ ihn vielmehr mit dem 
Volksstücke sympathisieren. üUjßUO ¿vz*? 0U/\s Q 
Das Repertoire der Lauf euer Schiffleute scheint man in Lambach, 
einem Hauptorte der Traunflößerei, gut gekannt zu haben, denn in der 
„K omödieprobe“ wird erwogen, ob man den au st“ oder den 
„Stephan Fadinger“, den „Prinzen mit einem Daumen“ 
oder die „Heil. Genoveva“, die „Sieben Schwaben“ oder 
die „Hai monskinder“, den „Ewigen Juden“ oder die 
„Goldenen Schlösser“, die „Verwunschene Frau“ etc. 
spielen solle. 
Es ist wohl kein Zweifel, daß diese Sujets auf Leute wie die 
Laufener Schiffer-Schauspieler, die überallhin und sicherlich auch 
zu ihren Kollegen in Lambach gekommen sind, hinweisen.1) 
Und wenn Lindemayr in der Komödieprobe die Leute sich 
schließlich für den „Hans von der Wort“* 2) entscheiden läßt, so 
kam er damit dem herrschenden Geschmacke und dem Lokal¬ 
patriotismus weit entgegen. 
Die Geschichte von dem frischen „Landlabuam aus der Pfarre 
Ottensheim“,3) der immer in Freuden lebte, bis ihn der Scherge er¬ 
wischte und er vor den Schweden mußte, wo er es bis zum General 
brachte, war eine Konzession an das gewöhnliche Volk. Und gar 
erst sein „Unentbehrlicher Hanswurst“, in welchem er — 
ganz im Gegensätze zu den maßgebenden Wiener Literaten — ein 
b Vgl. das Repertoire der Laufener Schiffleute bei R. M. Werner, Der 
Laufener Don Juan. Hamburg und Leipzig 1891, S. 39 f. 
2) Von den Taten dieses Landsmannes aus der Zeit des Dreißigjährigen 
Krieges berichtet eine „Kurtze Erzehlung, was massen Obrister de Werth den 
Feindt im Stifft Bamberg bei Creissen geschlagen“. Diese Schrift und sein Bild 
sind im Linzer Museum zu sehen. Seine Herkunft ist übrigens nicht sicher¬ 
gestellt. 
3) Wort ist nämlich, nach Lindemayrs Meinung, Goldwört unweit 
Ottensheim. 
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