Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Im zweiten und dritten Akte geht nun die Probe vor sich. 
Interessant sind hier die eingestreuteu Bemerkungen über das Ex¬ 
temporieren, die Aktionen, über das Natürliche in der Komödie, 
ferner die gelungene Nachahmung der Sprachmengerei u. a. 
Das Stück zeigt nun, wie Hansel von der Wort trotz der Tränen von 
Mutter und Braut zu den Soldaten fort muß, wie ihm aber doch Grescherl 
Mut zuspricht und er Abschied nimmt; wTie er sodann nach langer Zeit als 
General nach Hause kommt, von seiner Braut erkannt wird, wie aber nunmehr 
das bäuerische Mädchen (Lob auf die heimatliche Tracht) und der herrische 
Hansel mit seinem Kammerdiener (Mischung von Dialekt und Schriftdeutsch) 
nicht mehr recht zusammenpassen wollen und wie sich endlich beider Herzen 
doch wieder linden. 
Nachdem die Handlung, „soweit der Druck reicht“, ihren Fortgang 
genommen hat, wünschen alle Spieler und Zuschauer, es möchte der Inhalt 
des Stückes Wirklichkeit sein. Denn Österreich brauche jetzt solch tapfere 
Krieger wie den Hans, um so mehr als Österreichs Kaiser immer größeres 
Ansehen gewinne (Lob auf Maria Theresia und Joseph). 
Die Spieler beschließen ihre Probe mit dem Vorsätze, zu Hause den Text 
gut zu lernen, und Hans schlägt vor, bei der wirklichen Aufführung dem Kaiser 
zu sagen, daß ganz Österreich, ja ganz Deutschland für ihn sich opfern wolle. 
Der Chor greift diesen Gedanken auf und läßt ihn in einen Treuschwur für 
den Kaiser ausklingen. 
In seinen meist nur ein paar Akte umfassenden Stücken weiß 
der Dichter scharf zu charakterisieren. 
Der unverbesserliche Hanns, der für seine Räusche immer 
eine Ausrede weiß, Treinsch als Biaut, der renommierende Soldat 
und der prozeßsüchtige Rieplx) sind aus dem Leben gegriffene 
Typen.* 2) 
Und wie schon im 17. Jahrhundert hier in Lambach bei der 
Aufführung des „Heraklius“ den Traunflößern im nahen Stadl- 
*) Das Singspiel „Der Gang zum Richter“, in dem dieser Riepl 
vorkommt, ist zwar nicht als von Lindemayr herrührend zu erweisen, ist aber 
jedenfalls unter seinem Einflüsse und ganz in seinem Geiste verfaßt. Abgedruckt 
bei Schmieder, p. 255 ff. 
2) Manche seiner Gestalten erinnern dem Namen nach an längst einge¬ 
bürgerte Figuren, sein Pärchen Hans und Margareth an Hansl und Qredl der 
Wiener Bühne, Riepl, Jodl und Lipperl an beliebte Salzburger Typen. 
Und schließlich sind Hansl und Gredl wohl so gut französischen Ursprungs 
wie Lukas und Hannchen. Man denke an Sedaine und Ninette ä la cour. 
Was den Riepl betrifft, so brauche ich nur auf Wimmers „Wachend 
träumenden Riepl“ zu verweisen, den Lindemayr sicherlich als Kleriker 
in Salzburg im Jahre 1749 gesehen hat. 
Wie so manches damals überhaupt in der Luft lag, zeigt uns die 
Parallele: Lindemayr, „Ceres auf Reisen“ — Kur%, „Cupido auf dem 
Lande“.
	        
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