Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Um so widerlicher ist die nun folgende Moralpredigt des 
Obersten über den Ungehorsam der Bauern gegen die Herrschaft 
und ihre Beamten, ihre Kriecherei, wenn sie etwas brauchten, und 
seine Mahnung, der Obrigkeit stets zu gehorchen, nimmt sich in 
dem Munde dessen, der eben seinen Diensteid verletzt hat, schlecht 
genug aus. 
Das Stück gehört zu den mindergelungenen, denn es löst 
keine reine Stimmung aus. 
Ein sehr interessantes Stück ist dafür das dreiaktige Lust¬ 
spiel „Die reisende Ceres.“ 
Die Göttin des Ackerbaues kommt mit Phobe auf ihrer Wanderung in 
ein Dorf und hält hier East. Da begegnen ihr Hans und sein Weib. 
Höchst komisch ist nun das Gespräch, das sich zwischen den Bauern¬ 
leuten und den himmlischen Wanderern entwickelt: 
Hans: Mecht wissen, wer sowohl sänd? 
Gresch: ;s Mensch is ä Schlampätäschi 
Und d; Frau is halt grads ä ä sölteri Bagäschi, 
Wie s' umzoignt äfn Land. Geh, frag;s was s* dada wöllnt, 
Und wie, zuwö,1) woher, wohin s; iehn Rais anstöllnt? 
Ceres: Kommt näher, kommt Freund! 
Hans: Wie däß s; mi Friond thüet nennä? 
So sollt ich enk wohl ä leicht für ä Maim däkennä? 
Bei ins da, in dem Gei und übrall weit und brait 
Is ains, wo s; zun än Mann Friond odä Vödä sait. 
Ceres: Mein Vetter bist zwar nicht; doch ist es aller Orten 
Unter den Sterblichen schon vorlängst Brauch geworden, 
Daß man denjenigen, die man von Herzen liebt, 
Den Namen eines Freunds und einer Freundin gibt. 
Gresch: A so wohl? Liebts man Mann? — Aft sän mä artli drinnä: 
Aft sän mä nachet g’friondt: Aft sän mä Schwägerinnä? 
Ceres: Nur sachte, Frau! — Ich red; von einer reinen LieU, 
Von einem rühmlichen und unschuldsvollen Trieb, 
Durch den sichs menschlich Herz ans zärtlich sein gewöhnet 
Und allen Glück und Heil und lauter Gutes gönnet. 
So lieb ich alle Welt und schütt von Haus zu Haus 
Auf euch, ihr ErdensöhnM die teuFsten Güter aus. 
Hans: Wenst Güetähast, wo sänd s’ ? sänd s* MairhöF odä Gsehlössä? 
Gresch: Sänd s; insern Darf da glei? sänd s' kliener odä gressä? 
1) zuwö, zwo = warum, wozu.
	        
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