Volltext: Die weiland Khevenhüller'sche Majoratsgrafschaft Frankenburg und deren nächste Umgebung Zweiter Theil. (2,2 / 1860)

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Pfarrvikars Mathias Schlichting, zu Eidesheim bei Speier gebürtig, 
damals Krämerin in Ampfelwang, — eine vierzigjährige Frau von 
siüttlichreinem Charakter, die mit ihrem Manne und ihrer Ziehtochter 
hisher ein zurückgezogenes Leben geführt hatte. Diese soll, nach Pöschl's 
Selbstbiographie, ihn ein halbes Jahr vor seiner Ankunft zu Ampfel— 
wang im Traume gesehen haben, wobei sie „seine Schwester“ genannt 
wurde; daher sie Pöschl auch sogleich erkannte und als solchen ihrem 
Manne anzeigte. 
„Ich wurde an ihr“ Fagt Poͤschl von seinem ersten Besuche der 
Krämerin, „eine sehr gntmütige, stille und theilnehmende Person 
zewahr.“ — Am 21. November legte sie Pöschl eine Generalbeicht 
ab, und unterzog sich ganz seiner geistlichen Führung. 
Bei ihr verbrachte Poͤschl die Stunden seiner Muße, hieher ka— 
men die Leute, mit denen er zu sprechen hatte, — in diesem Hause 
wurden von ihm Privat-Vorträͤge gehalten. Die achtzehnjährige Zieh— 
tochter erhielt Lieder, welche sie mit den jungen Mädchen, die Pöschl an— 
hingen oder für ihn geworben werden sollten, singen mußte, — des— 
gleichen Bücher zur Vorlesung. Pöschl selbst erklärte seine Lehrsätze, 
beschrieb die Freuden der Inwohnung Jesu im Herzen bis zur reizend— 
sten Sinnlichkeit; dagegen er den Tod der Unbußfertigen, ihre Ver— 
dammniß und Vernichtung schauerlich schilderte. Besonders verhielt 
Poͤschl Magdalena Sickinger, ein gedrucktes Blatt, worauf das Herz 
der heiligen Katharina von Siena, wie Krystall, hoch und weit, und 
Christus in demselben verschieden gestaltet abgebildet auch redend dar— 
gestellt war, — immer vor Augen zu haben. J 
So war es. natürliche Folge immerwährenden Anhörens der 
Schilderungen von Pöschl und des Vorschwebens gedachter Bilder, 
daß diese hysterische Krämerin an derlei unwillkührlichen Gesichtsvor— 
stellungen und Gehörestäuschungen zu leiden begann, welche sie ihrem 
Seelenführer mittheilte /„Da“ sagt sie, — „kam ihr einmahl etwas 
in's Herz, das sie mit unaussprechlicher Freude, — aber zugleich in— 
nigster Wehmut erfüllte, daß sie ihr Herz nicht so rein bewahrt habe, 
wie es für den Tabernakel des Allerheiligsten geziemt,
	        
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